Vor nicht ganz zwei Wochen waren alle Kontakte nach einem Selbstmordanschlag auf ein Grenzterminal plötzlich eingefroren, doch jetzt bescheinigen Israelis und Palästinenser einander täglich die "gute Atmosphäre" und die "positiven Entwicklungen". Und nachdem sich die Sicherheitskoordination im Gazastreifen bewährt hat, kommt auch auf die politische Schiene wieder Bewegung.

In Jerusalem trafen am Mittwoch hochrangige Berater von Ariel Sharon und Mahmud Abbas zusammen, um ein Gipfeltreffen zwischen dem israelischen Premier und dem neuen Palästinenserpräsidenten vorzubereiten. Gerüchten zufolge ist Israel nun bereit, auch in Städten im Westjordanland die Sicherheitskontrolle wieder den Palästinensern zu überlassen.

Ein brenzliger Zwischenfall, der sich gleichzeitig an einer Passage zwischen der palästinensischen Stadt Khan Yunis und der nahen jüdischen Siedlung Neve Dekalim im südlichen Gazastreifen ereignete, schien keine bedeutenden Folgen zu haben. Rund hundert Siedler bedrohten dort palästinensische Offiziere, die zu Sicherheitsgesprächen mit israelischen Kollegen vorgefahren waren, warfen Steine und zerstachen Reifen von Militärfahrzeugen, ehe die israelische Polizei die Ordnung wieder herstellte.

Trotzdem sollen auch in dieser Zone bis zum Wochenende an die 2000 Autonomiepolizisten ausschwärmen, um die bewaffneten Zellen der radikalen Gruppen zu neutralisieren. Am Freitag hatten Abbas' Truppen im Norden begonnen, Patrouillen zu fahren und an Straßensperren Autos nach Waffen zu durchsuchen. Seither blieb es dort ruhig.

Einen formalen Waffenstillstand hat Abbas, der nach sechs Tagen in Gaza nach Ramallah zurückkehrte, zwar noch nicht in der Hand, aber er scheint sich Respekt verschafft zu haben. "Ich bin froh über das, was er macht", sagt der Landwirt Mustafa Abdel Rahman, "es war hier nicht mehr zu ertragen, jetzt kann ich wieder ruhig schlafen." Seine Zitronenhaine in Bet Lahya wurden im Oktober von den Israelis niedergewalzt, weil von hier Kassam-Raketen abgefeuert worden waren.

Die Islamisten haben die Raketenattacken jetzt de facto eingestellt. "Wenn die Israelis uns nicht angreifen", sagt Hamas-Sprecher Sami Abu-Suhri, "dann gibt es auch Ruhe von der palästinensischen Seite, damit wir die Gespräche mit Abbas fortsetzen können."

Dass man "Ruhe mit Ruhe beantworten" will, hört man auch von den Israelis: "Wenn es keine Gründe für gezielte Tötungen geben wird, dann wird es auch keine gezielten Tötungen geben", sagte Vizepremier Shimon Peres. Angesichts der "bisher sehr ermutigenden Ergebnisse" plädiert Peres dafür, den als "einseitig" geplanten Rückzug aus dem Gazastreifen zum Gegenstand von politischen Gesprächen mit Abbas zu machen. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2005)