Washington - Die Schaffung eines Palästinenser-Staates könnte nach den Worten von US-Präsident George W. Bush schon in weniger als vier Jahren und damit früher als bisher geplant erreicht werden. Bush hatte im November bei einer Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Tony Blair dafür einen Zeitrahmen von vier Jahren genannt.

Am Mittwoch sagte Bush dem in Dubai ansässigen Fernsehsender Al-Arabija: "Es ist vorstellbar, dies könnte schon vorher (vor 2009) geschehen, wenn es ein derart starkes Bekenntnis gibt. Und es sieht so aus, als ob es ein starkes Bekenntnis gibt."

Gipfeltreffen

In Anspielung auf den "Road Map" genannten internationalen Friedensplan für den Nahost-Konflikt sagte er: "Wir sind auf der Road-Map". Und für beide Seiten gebe es auf dem Weg zur Schaffung eines Palästinenser-Staates Verpflichtungen.

Die Äußerungen Bushs sind Hinweise auf den offenbar zunehmenden Optimismus der USA nach der Wahl des moderaten Mahmud Abbas zum neuen Präsidenten der Palästinenser. Am Mittwoch hatten Israelis und Palästinenser nach fast zwei Jahren Funkstille vereinbart, den Friedensdialog auf höchster Regierungsebene wieder aufnehmen. Nächste Woche sollen demnach Vorbereitungsgespräche für ein Gipfeltreffen zwischen Abbas und Israels Regierungschef Ariel Sharon geführt werden.

Israels Außenminister Silvan Shalom sagte dem Fernsehsender CNN, es werde "schon bald" mit dem Besuch der neuen US-Außenministerin Condoleezza Rice im Nahen Osten gerechnet, die am Mittwochabend offiziell ihr Amt angetreten hat. Sollte Abbas die strategische Entscheidung treffen, und Terroristen bekämpfen und entwaffnen, sei die Zeit für ein Treffen zwischen Sharon und Abbas gekommen.

Vermittlungsbemühungen

In dem Interview mit Al Arabija äußerte sich Bush auch zum Thema Iran. "Ich denke, wir können dieses Problem diplomatisch lösen", sagte er und lobte zugleich die Vermittlungsbemühungen europäischer Länder im Atomstreit mit dem Iran. Noch vor gut einer Woche hatte Bush einen Militärschlag gegen das Land nicht ausgeschlossen, sollte es weiter keine erschöpfende Auskunft über sein Atomprogramm geben.

Die USA werfen der Regierung in Teheran vor, nach Atomwaffen zu streben, was diese aber zurückgewiesen hat. US-Vize-Präsident Dick Cheney hatte zudem Bedenken geäußert, Israel könnte die Atomanlagen des Iran angreifen, um von dem Land ausgehende Gefahren zu eliminieren.

Shalom wies Befürchtungen in dieser Richtung nach einem Treffen mit Rice zurück. "Wir sprechen nicht über ein militärisches Vorgehen. Wir tun, was getan werden muss, auf diplomatischem Weg", sagte er. Mit Rice habe er auch über die Notwendigkeit gesprochen, dass der Iran seine Bemühungen beende, eine Atombombe zu bauen. Als die Hauptbedrohung der Stabilität im Nahen Osten bezeichnete er die militante Gruppe Hisbollah, die von Syrien und dem Iran unterstützt wird. (APA/Reuters/dpa)