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Heinrich von Pierer (R) übergibt die Führung an Klaus Kleinfeld (L).

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Mit einem glanzvollen Abgang hat der langjährige Siemens -Chef Heinrich von Pierer seinem Nachfolger ehrgeizige Ziele gesteckt: Im Startquartal des Geschäftsjahrs 2005 verdiente Deutschlands größter Elektronikkonzern, der die österreichische VA Tech übernehmen will, 1 Mrd. Euro. Das entspricht einem satten Gewinnplus von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, berichtete Siemens am Donnerstag in München. Pierer trug Klaus Kleinfeld auf, den Erfolgsweg fortzusetzen. Nach gut 12 Jahren an der Siemens-Spitze sagte der 64-Jährige: "Ich gehe mit einem guten Gefühl."

Pierer legte seinem Nachfolger ans Herz, den zuletzt stagnierenden Umsatz im Gesamtjahr wieder anzukurbeln. Von Oktober bis Ende Dezember gab der Umsatz um 1 Prozent auf 18,2 Mrd. Euro nach. Der Auftragseingang verbesserte sich um 5 Prozent auf 21,5 Mrd. Euro.

Die 13 Siemens-Sparten legten beim operativen Ergebnis um 5 Prozent auf 21,5 Mrd. Euro zu. Pierer lobte die "hervorragenden Spitzenleistungen" in der Automatisierungstechnik sowie in den Bereichen Medizintechnik und Kraftwerk, die trotz jüngster Einbrüche die größten Ergebnisbeiträge lieferten. Verluste verbuchte als einzige Sparte der IT-Dienstleister SBS.

Innerhalb der kriselnden Kommunikationssparte rutschte das Handy-Geschäft mit 143 Mio. Euro noch tiefer in die roten Zahlen. Eine Softwarepanne beim neuen Modell S65 vermieste Siemens das Weihnachtsgeschäft, statt gut 15 Millionen wie im Vorjahr wurden nur 13,5 Millionen Mobiltelefone verkauft.

Pierer gab indirekt zu verstehen, dass das Handy-Geschäft derzeit nicht verkauft werde. "Wir haben eine gute Entwicklungsmannschaft, exzellente Werke und einen guten Namen. Eine Option, die diese Werte vernichtet würde, wäre nicht die beste." Die Sanierung erfolge "zügig, aber nicht hastig" und sicher "nicht mit der Brechstange".

Als kleinere Baustelle hinterlässt Pierer seinem Nachfolger die Bahntechnik-Sparte, die noch immer mit Fehlern bei Combino-Straßenbahnen kämpft. "Das Sorgenkind hat das Schlimmste überstanden", sagte er. Die Sparte kehrte bereits in die Gewinnzone zurück.

Pierer bedauerte, Siemens nicht "besenrein" übergeben zu können; dies sei aber bei einem so großen Konzern unmöglich. "Siemens ist und bleibt eines der größten Unternehmen der Weltelektroindustrie und nimmt auf allen Arbeitsgebieten die Positionen Nummer 1 oder Nummer 2 ein", betonte Pierer. Die Stellung werde durch weitere Akquisitionen und Konzentration auf Wachstumsmärkte wie China oder Russland ausgebaut.

Dies bedeute aber nicht weniger Engagement in Deutschland, sagte Pierer. Hier beschäftigt Siemens 164.000 von insgesamt 434.000 Mitarbeitern und macht ein Fünftel des Gesamtumsatzes. Der scheidende Chef freute sich, in seinen letzten Amtstagen noch flexiblere Arbeitszeiten durchgesetzt zu haben. "Jeder Arbeitsplatz in Deutschland ist uns wichtig. Wir kämpfen darum." Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte, Pierer habe stets "als echter Patriot gehandelt".

An seinem letzten Arbeitstag als Vorstandschef spürte Pierer etwas Wehmut, weil er den "schönsten Job in der deutschen Wirtschaft" aufgibt, aber auch "ein gewisses Gefühl der Erleichterung: Ich bin 64, ich muss nicht mehr unbedingt 80 Stunden in der Woche arbeiten."(APA/AP)