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Die Trauerfeier war in den staatlichen Medien bis Samstag geheim gehalten worden, trotzdem versuchten einige wenige Demonstranten auf den Friedho zu gelangen.

Foto: EPA/Wu
Peking - Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist am Samstag in Peking der Leichnam des gestürzten früheren chinesischen Parteichefs Zhao Ziyang eingeäschert worden. Unmittelbar nach der Trauerfeier warf ihm die chinesische Führung erneut "schwere Fehler" vor, weil er die Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 nicht unterstützt hatte. Zhao Ziyang war damals deswegen gestürzt worden.

Ein Großaufgebot von Polizei in Uniform und Zivil riegelte den Prominentenfriedhof für die "Abschiedszeremonie" mit ausgesuchten Trauergästen ab. Es kam zu einem Zwischenfall, als Sicherheitskräfte ein Dutzend Demonstranten in Trauerfarben und mit Spruchbändern zum Gedenken an Zhao Ziyang und dem Aufruf zum Kampf gegen Korruption abdrängte.

Mitglied des Politbüros nahm teil

Für die Parteiführung nahm überraschend das Mitglied im mächtigen Ständigen Ausschuss des Politbüros, Jia Qinglin, an der Zeremonie teil. Der Vorsitzende der Konsultativkonferenz ist die Nummer vier in der Machthierarchie. Die Familie von Zhao Ziyang hatte mehr als 2000 Einladungen ausgesprochen, doch blieb unklar, wie viele Menschen kamen oder teilnehmen durften. Mehrere Bürgerrechtler wurden als Gäste abgelehnt. Der langjährige Ministerpräsident und Parteichef hatte mehr als 15 Jahre unter Hausarrest verbracht, nachdem er wegen seiner Sympathie für die Studenten in Ungnade gefallen war.

Offizieller Nachruf

Nach der Einäscherung berichtete erstmals das staatliche Fernsehen über seinen Tod und gab wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua die offizielle Geschichtsschreibung wieder, wonach Zhao Ziyang während der politischen Unruhen 1989 "schwere Fehler" begangen habe. Die Familie hatte sich dagegen gewehrt, dass diese Formulierung wiederholt wird. Die Parteiführung hatte sich auch Forderungen nach einem Staatsbegräbnis widersetzt. Doch galt die Teilnahme des Spitzenpolitikers Jia Qinglin als Würdigung des reformorientierten Zhao Ziyang. Xinhua bestätigte erstmals, dass noch Vizepräsident Zeng Qinghong am Totenbett des 85-Jährigen gewesen sei.

Strenge Geheimhaltung

Die Trauerfeier war in den staatlichen Medien bis Samstag geheim gehalten worden, weil Sympathiebekundungen für den zu Lebzeiten populären Reformer befürchtet wurden. Dennoch versuchte laut Augenzeugen eine Gruppe von teils älteren Demonstranten mit weißen Stirnbändern zum Friedhof zu gelangen. "Erklärt der Korruption den Krieg" oder "Der Geist von Ziyang lebt ewig" stand auf ihren Spruchbändern. Es handelte sich um Bittsteller, die in wachsender Zahl in die Hauptstadt strömen, um ihre Klagen gegen Behördenwillkür, Korruption und Ungerechtigkeiten beim Beschwerdeamt der Regierung vorzubringen. Journalisten waren zur Trauerfeier nicht zugelassen. (APA/dpa)