Der iranische Einfluss im Irak macht Washington nervös – und bedeutet, weil die Dinge im Irak so schlecht stehen, gleichzeitig eine Einschränkung des Handlungsspielraums. Im Grunde sind die USA darauf angewiesen, dass der Iran dort nicht noch aktiver wird, als er es schon ist: Vor allem im Südirak soll viel iranisches Geld im Umlauf sein. Dass irakische schiitische Politiker nun bekannt gegeben haben, dass sie keine Geistlichen in der Regierung haben wollen, wird allgemein damit begründet, dass das unpopulär wäre. Aber es ist auch eine Betonung der Eigenständigkeit gegenüber Teheran sowie der Versuch, die USA zu beruhigen.
Auch US-intern wird zur Vorsicht aufgerufen: Bei der Anhörung von Außenministerin Condoleezza Rice machte der demokratische Senator Joseph Biden darauf aufmerksam, dass die Neocon-Visionen, US-Bomben auf iranische Atomanlagen würden Horden von jungen Iranern und Iranerinnen in Jeans auf die Straße bringen, um das Regime zu stürzen, so vielleicht nicht funktionieren wird. Darüber hinaus kann man die Theorie wagen, dass die Bildung einer laizistischen Regierung im Irak zu einer größeren Herausforderung an das iranische System werden könnte als jeder US-Angriff, der die Reihen im Iraner eher wieder schließen würde.
Wenn Iraks Schiiten mit dem Segen des auch im Iran angesehenen Ayatollah Ali Sistani in einem Staat leben dürfen, der Geistliche vom Regieren quasi ausschließt, dann wäre das eine starke Anfrage an Khomeinis Konzept des "velayat-e faqih", der Herrschaft des Rechtsgelehrten. Es ist kein Zufall, dass sich die durch den Ausschluss ihrer Kandidaten in Bedrängnis geratenen iranischen Reformer vor den Parlamentswahlen im Februar Hilfe suchend an Sistani wandten.