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Foto: REUTERS/Ahmed Jadallah
Gaza - Die radikal-islamische Hamas-Organisation ist im Gazastreifen Sieger einer zweiten Runde der palästinensischen Kommunalwahlen. In zehn Ortschaften habe Hamas 77 der 118 Mandate erhalten, wurde am Freitag aus der Wahlkommission in Gaza mitgeteilt. Die Fatah-Organisation des neuen Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas (Abu Mazen) erhielt nach diesen Angaben 26 Mandate. Die Hamas widmete den Wahlerfolg ihrem von Israel liquidierten Gründer Scheich Ahmed Yassin.

Nur 90.000 von 1,5 Millionen Palästinensern im Gazastreifen waren zur Wahl aufgerufen

Die Wahl vom Donnerstag hat nur eine begrenzte Aussagekraft über das Kräfteverhältnis der politischen Gruppen, weil nur 90.000 Wähler zur Stimmabgabe aufgerufen waren. In den vier größeren Städten und acht Flüchtlingslagern soll später gewählt werden, ohne dass über den genauen Zuschnitt der Wahlbezirke schon Einigkeit erzielt wurde. Insgesamt leben im Gazastreifen etwa 1,5 Millionen Palästinenser.

Wahlverlauf als frei und fair beschrieben

Der palästinensische Minister für Kommunalangelegenheiten, Jamal al-Shubaki, bezeichnete den Wahlverlauf als frei und fair. Etwa 85 Prozent der Wahlberechtigten hätten ihre Stimme abgegeben. Die Wahlkommission teilte offiziell nur das Abschneiden der Kandidaten mit, ohne Angaben zur Parteizugehörigkeit zu machen.

Hamas organisierte Siegesmarsch

Die Terror-Organisation Hamas organisierte am Freitag im Norden des Gazastreifens einen Siegesmarsch. Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri sprach von einem Erfolg für das palästinensische Volk. Die Hamas hatte sich zur Zusammenarbeit mit dem neuen Palästinenserpräsidenten und zu einem Verzicht auf Gewalt gegen Israel unter Bedingungen bereit erklärt.

Die von den USA und der EU als terroristisch eingestufte Hamas (Abkürzung für "Harakat al-Muqawama al-Islamiya"/"Islamische Widerstandsbewegung") wurde 1987 zu Beginn des ersten Palästinenser-Aufstands (Intifada) von Scheich Yassin in Gaza gegründet. Angeblich erfolgte die Gründung mit Unterstützung der israelischen Geheimdienste, die damit das Ziel verfolgt haben sollen, PLO-Chef Yasser Arafat politisch zu schwächen. Yassin, den die israelische Armee im Vorjahr "gezielt tötete", hatte propagiert, die Selbstmordanschläge bis zur vollständigen Befreiung Palästinas fortzusetzen.

Die meisten ihrer Mitglieder rekrutiert die Hamas in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Gaza-Streifen. Ihr militärischer Arm "Brigaden Ezzedin al-Kassam" hat sich zu einer Reihe von Selbstmordanschlägen bekannt. (Ezzedin al-Kassam war ein nationalistischer Scheich, der 1935 im Kampf gegen die damalige britische Mandatsmacht umkam.) (APA/dpa)