London/Rom/Paris - Zahlreiche europäische Tageszeitungen befassen sich am Freitag mit den Gedenkfeiern vom Donnerstag zum 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Jänner 1945.
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"The Times"

"Fast jeder Aspekt des Lebens in Deutschland ist immer noch mit dem furchtbaren Erbe belastet. Das Widerstreben, Truppen für Kampfeinsätze zu entsenden, Pazifismus, Einsatz für die Umwelt, Opposition zur Stammzellenforschung, sprachliche Tabus und Konsenspolitik. Diese Bemühungen waren weitgehend erfolgreich, und für ihre Reparationsleistungen, sowohl intellektuell als auch materiell, muss man den Deutschen applaudieren. Das Land weiß, dass es eine höhere Verantwortung hinsichtlich der Demokratie und des politischen Extremismus trägt."

"Corriere della Sera"

"Man müsste immer wieder dorthin zurückkehren und sich die Bahnlinie anschauen, den Stacheldraht, die Öfen und die Baracken. Und man müsste die Kinder dorthin bringen. Und den Kindern raten, ihre Kinder dorthin zu bringen. Und niemals aufhören, das Unerklärliche zu erklären, den unendlichen Horror dieses Abgrunds zu erzählen. Dies ist der konstante Gedanke, der sich fast mit Besessenheit wiederholt. Während sich eine mit Schnee geladene Dämmerung über die eisige Ebene senkt."

"Liberation" "Was sollen die Wörter Kultur, Moral, Ethik, Erinnerung, Intelligenz und Humanismus heißen, wenn mitten im 20. Jahrhundert im Herzen des Alten Europas das Unvorstellbare geschieht, die 'Endlösung' zur Ausrottung eines Volkes? Wovor schützen sie, wenn ein Verbrechen industriellen Ausmaßes verübt wird, das aus dem Wahn des Nationalsozialismus geboren wird, und an dem sich auch außerhalb Deutschland viele beteiligten? Die Überlebenden haben sich bemüht, das Unvorstellbare nachzuerzählen. Wer wird das Unaussprechliche sagen, wenn die letzten von uns gegangen sind? Die Staaten tragen Verantwortung dafür, dass die Schulen die Erinnerung weitertragen. Auch jeder einzelne muss darauf achten, dass die Erinnerung nicht verblasst." (APA/dpa/AFP)