Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Exekutivbeamtin auf Spurensuche bei der Oberwarter Roma-Siedlung am 4.Februar 1995

Foto: APA/ WÖLFLE M.

Oberwart/Eisenstadt Oberwart steht dieser Tage im Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Rohrbombenattentats vor zehn Jahren, bei dem in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 vier Männer aus der Roma-Siedlung getötet wurden. Der Anschlag, für den 1999 der Briefbomber Franz Fuchs verurteilt wurde, löste über die Grenzen des Burgenlandes und Österreichs hinaus Betroffenheit und Empörung aus. Seit damals habe sich die Situation für die Roma verbessert, in manchen Anliegen erhoffe man sich aber auch mehr Unterstützung, schildert Prof. Rudolf Sarközi, Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma und Vorsitzender des Volksgruppenbeirates.

Unterricht in der Muttersprache

Positive Entwicklungen sieht Sarközi bei der Renovierung der Roma-Siedlung und beim burgenländischen Minderheitenschulgesetz, das den Unterricht in der Muttersprache in Oberwart und in Unterwart auch in der Hauptschule ermöglicht. Das sei "Europareife", meint Sarközi: "Ich kenne Land und auch kein zweites Bundesland, wo Roman offiziell in einer Regelschule unterrichtet wird."

Ausstellung

Auch in der Begegnung mit den Roma habe sich die Situation sehr gebessert. Ein Beispiel sei die heute, Freitag, eröffnete Ausstellung "Seelen suchen" über ein gemeinsames Schülerprojekt zu dem Attentat. Derartige Projekte seien ein sehr positives Anliegen, "vor allem, weil man die Jugend damit gewinnt. Die Jugend soll ja konfliktfrei in die Zukunft schauen können."

Kaum Geld für Vereinsarbeit

Sarközi bedauerte, dass dem Roma-Verein seit einem Jahr der Geschäftsführer fehle. Ganz wichtig wäre es, dass das Bundeskanzleramt entsprechende Schritte unternehme, indem man die Fördermittel zur Verfügung stelle. Außerdem sei das Vereinsgebäude unter anderem durch die Abhaltung von Nachhilfeunterricht überfüllt: "Für die Arbeit im Verein ist es zu eng und zu wenig Platz." Im Rahmen des täglichen Parteienverkehrs sei deshalb auch das Führen vertraulicher Gespräche schwierig: "Man muss den Menschen auch das Gefühl geben, hier kann ich mit jemandem reden."

Die allgemeine Situation der Roma beschreibt Sarközi von politischen Seite her als "sehr gut" und verweist auf das jährliche Gedenken beim Mahnmal in Lackenbach oder die Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus im Parlament im Vorjahr. Im Hinblick auf die Fördermittel solle man aber "bei uns nicht so gleichmäßig mit dem Kamm drüberfahren wie bei den anderen Volksgruppen. Wir haben einen enormen Nachholbedarf", so Sarközi: "Manches könnte sofort und gleich geschehen, aber vieles muss auch noch wachsen, um es zu einem positiven Abschluss zu bringen." Ein besonderes Anliegen sei dabei die Bildung, die das Wegkommen vom sozialen Rand ermögliche.

Zu den größeren Anliegen zählten auch die namentliche Erfassung der Holocaust-Opfer, die derzeit wissenschaftlich durchgeführt werde sowie die Gedenkstättenarbeit. Dabei würde sich Sarközi auch mehr Unterstützung von den eigenen Leuten wünschen: In Lackenbach funktioniere das beispielsweise sehr gut , "aber nach Mauthausen fahre ich nur mit meiner Familie", ebenso nach Lodz und nach Auschwitz.

Gedenkfeier

In Oberwart findet eine Gedenkfeier für die bei dem Attentat vor zehn Jahren ermordeten Roma statt, zu der auch Bundespräsident Heinz Fischer, Staatssekretär Franz Morak (V) und Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (S) erwartet werden. Das Innenministerium gedenkt der Opfer mit der vom Kulturverein Österreichischer Roma gestalteten Ausstellung "Roma-Politik in Österreich", die Ressortchefin Liese Prokop (V) am Montag eröffnet. (APA)