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Foto:APA/Jäger
Bormio - Das Motto, unter dem die alpine Ski-WM in Bormio/Santa Caterina in Szene geht, heißt Improvisation. Selbst am Tag der Eröffnung glichen Zielräume und Pressezentren mehr Baustellen als stolzen Wahrzeichen von Welt-Titelkämpfen. Trotzdem gab sich FIS-Präsident Gianfranco Kasper am Freitag zuversichtlich, dass es in den kommenden zwei Wochen perfekte Weltmeisterschaften geben wird. "Die Italiener sind ja Könige im Improvisieren. Das können sie am besten, da haben sogar unsere griechischen Freunde bei Olympia in Athen von ihnen gelernt", sagte Kasper in Bormio.

Schlaflose Nächte

Womit der Schweizer Topfunktionär auf jeden Fall Recht hat. Noch vor einem Jahr habe ihm der komplette Stillstand in Santa Caterina noch schlaflose Nächte bereitet, erst im Frühsommer hatte es dann bekanntlich grünes Licht für die Bauarbeiten im Valvurfa-Tal, wo nun die Damen 13 Kilometer entfernt von Bormio ab Sonntag um Medaillen fahren, gegeben.

"Alle waren zu diesem Zeitpunkt überzeugt, dass es unmöglich ist, bis zum ersten Schneefall fertig zu sein. Umso positiver überrascht waren wir bei der Generalinspektion Ende September", sagte Kasper, der wortwörtlich von einem "Wunder" sprach. "Natürlich ist jetzt nicht alles perfekt. Aber ich bin zumindest optimistisch."

Fehlende italienische Superstars

100.000 bis 120.000 WM-Zuschauer werden im oberen Valtellin erwartet, das ist deutlich weniger als die 160.000 von St. Anton. "Italien hat derzeit keine Champions wie Alberto Tomba oder Deborah Compagnoni, außerdem liegt Bormio doch etwas abseits der großen Städte", so Kasper. Der Plan ist, die Autos auf Außenparkplätzen abzufangen und von dort mit Shuttlebussen weiterzutransportieren. Eine Wegerleichterung haben Fanbusse, denn die dürfen laut OK-Chef Beppe Bonseri direkt zu den Skistadien fahren.

Allein die 10.000 akkreditierten Personen reichen aber wohl, um jeden Tag ein veritables Verkehrschaos zu erzeugen. Auch sie sollen prinzipiell mit Bussen fahren, Park- und Fahrgenehmigungen sind Mangelware.

Dürftige Schneelage, frostige Temperaturen

Das Wichtigste fehlt freilich in Bormio. Die Schneelage ist bescheiden, auf den Pisten liegt hauptsächlich Maschinenschnee. "Ich hoffe, der große Schneefall kommt jetzt nicht ausgerechnet vor den Abfahrten", hofft Kasper auf Wetterglück wie zuletzt in St. Moritz. "Dort hatten die Organisatoren ein eigenes Budget und daher nicht mehr das Geld, auch noch Wolken anzumieten", witzelte Kasper über seinen Heimatort.

Dafür gleicht Bormio dieser Tage einem Eiskasten. Minus 26 Grad waren für die Eröffnung am Freitagabend angekündigt, lange Unterhosen also bei Sportlern und Zuschauern Pflicht. 62 Nationen haben sich angemeldet. 57 waren es in St. Anton, 58 in St. Moritz. "Ob wirklich alle kommen, wissen wir aber wohl erst am Schluss", so Kasper. Für die "Exoten" hat man sich etwas einfallen lassen. Die Teilnehmer aus den Ski-Entwicklungsländern, so genannte "small nations", werden südlich von Bormio in Aprica zusammen gezogen und üben dort gemeinsam mit FIS-Trainern.

Neuheit Nationenbewerb

Auf den erstmals durchgeführten Nationenbewerb am Ende der WM ist Kasper sehr gespannt und hofft, dass dieser Teambewerb möglichst bald auch im Weltcup stattfindet. Und zwar in der ursprünglich gedachten Form mit allen vier Disziplinen, bei der WM werden ja nur Slalom und Super G gefahren. Der Weltcup-Auftakt, die Weihnachtszeit oder das Finale wären ideal für einen Nationenbewerb auch im Weltcup, so Kasper.

250 Mio. Euro wurden wegen der WM in die Region investiert, damit wurden Liftanlagen und sonstige Infrastruktur in Bormio und Santa Caterina praktisch runderneuert. 45 Mio. wurden allein für die Durchführung des Sports ausgegeben. 28 TV-Stationen übertragen die WM in die ganze Welt, und dass auf die 37. WM in St. Moritz die 29. in Bormio folgt, liegt daran, dass die Statistiker offensichtlich unterschiedlich - einmal mit, einmal ohne Olympia - zählen. (APA)