Zum "Gedenken" dazu eine Geschichte, die geheim bleiben sollte: Im Februar 2003 ist in einer oberösterreichischen Gemeinde ein 18-jähriges Lehrmädchen nach einem Gschnas von einem Maskierten vergewaltigt worden. Keiner erstattete Anzeige, der Fall wurde "dorfintern" behandelt, denn man glaubte, den Täter zu kennen. Es musste "der rumänische Jude" gewesen sein, ein scheuer Sonderling. – Das Mädchen war sich dessen "vom Gefühl her" beinahe so sicher wie ihre Eltern und Nachbarn.

An den Racheaktionen nahm das halbe Dorf teil. Man schlug ihm die Scheiben ein, ruinierte sein Fahrrad, schickte ihm Morddrohungen, spuckte ihm ins Gesicht. Nach einer Überdosis Tabletten, die er knapp überlebte, vertraute er sich einem Arzt an und beteuerte seine Unschuld. Der Arzt begann im Freundeskreis des Mädchens zu recherchieren, stellte so beharrlich bohrende Fragen, bis ein Exfreund die Vergewaltigung gestand. Statt Anzeige zu erstatten, forderte der Arzt Wiedergutmachung.

Die Familie des Täters hat dem Opfer bisher 10.000 Euro überwiesen. Der Rumäne ist mittlerweile im Dorf integriert – und angeblich sehr beliebt. Und die Gemeinde hat sich bereit erklärt, Asylanten aufzunehmen. (dag, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Jänner 2005)