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Wien - "Schwierigkeiten gibt es, das wissen wir auch, aber diese Entscheidung ist schon lange getroffen worden, dass man am 30. Jänner in die Wahlen geht." Das sagte der irakische Botschafter in Österreich, Tariq Aqrawi, am Samstag in der Ö1-Radio-Reihe "Im Journal zu Gast". Für den Norden und Süden des Landes, aber auch für den Westen erwartet der Diplomat eine hohe Wahlbeteiligung. "Das wird bestimmt die Grenze von 60 Prozent erreichen, und das ist für den Anfang eine sehr, sehr gute Sache", sagte Aqrawi.

Entscheidung für Demokratie

Er rate allen Irakern dazu, wählen zu gehen, betonte der Botschafter, der die Einschätzung äußerte, dass nicht alle Sunniten die Wahl boykottieren würden. Jede Liste enthalte auch Sunniten, und viele Angehörige der Religionsgruppe würden wählen gehen. Es handle sich nicht um eine Wahl der Schiiten, Sunniten oder Kurden, sondern "eine Wahlentscheidung zwischen demokratisch denkenden Kräften und anti-demokratisch denkenden Kräften", sagte Aqrawi, der selbst Kurde ist und aus dem Nordirak stammt.

Abzug der Truppen nicht absehbar

Wann die US-Truppen den Irak verlassen könnten, vermochte der irakische Botschafter nicht zu sagen: "Keiner kann diese Frage beantworten." In einem Interview mit der APA hatte Aqrawi vor wenigen Tagen gesagt, nach 2005 werde es Sache der neuen Bagdader Regierung sein, "in Verhandlungen (mit den USA) einen Weg zu finden, wie man diesen souveränen irakischen Staat wirklich souverän machen kann und wie lange dann die Amerikaner bleiben". "Im Journal zu Gast" äußerte der Diplomat zudem den Wunsch nach einer stärkeren Präsenz und einer größeren Rolle der Vereinten Nationen im Irak.

Hinsichtlich der Wirtschaft in seinem Land sagte Aqrawi, man wolle Investoren einladen und hoffe auch auf eine Beteiligung Österreichs am Wiederaufbauprozess. Als Hindernis nannte der Diplomat die derzeitige Sicherheitslage. "Ich hoffe, dass nach den Wahlen auch die Sicherheitslage und die Stabilität besser werden", sagte Aqrawi. Bisher seien nur wenige in Österreich lebende Exiliraker in ihre Heimat zurückgekehrt. Manche von ihnen wollten investieren und auch am Wiederaufbau mitwirken. (APA)