Es gehört zum Selbstverständnis der FPÖ, den Konflikt mit den Mächtigen und den Institutionen zu suchen. Aber der aufrechte Widerstand, den die Freiheitlichen gegen die Verkürzung des Wehrdienstes auf sechs Monate leisten, passt nicht in das übliche Schema.

Normalerweise positioniert sich die FPÖ ja auf der Seite des "kleinen Mannes" und sucht Popularität durch die Vertretung seiner - vermeintlichen - Interessen zu gewinnen. So war es, als sie Wien nicht "Chicago werden" lassen wollte. So war es, als sie Warnungen vor "Überfremdung" plakatierte. So war es, als sie vor zweieinhalb Jahren wegen des Termins der Steuerreform den Aufstand von Knittelfeld inszenierte. Und ebenso war es, als sie vor eineinhalb Jahren der Pensionsreform "die Giftzähne" zu ziehen versuchte.

Welche populistischen Motive mögen aber dahinter stecken, dass man junge Männer partout acht statt sechs Monate beim Bundesheer behalten will? Ein besonders schöner Blumentopf kann damit wohl kaum gewonnen werden - schon gar nicht bei den Betroffenen. Dass man bei Militärschädeln punkten will, weil vielleicht noch einige aus der Kriegsgeneration den soldatischen Idealen der Deutschen Wehrmacht anhängen, wird man auch nicht unterstellen können, da ist einfach kein ausreichendes Wählerpotenzial vorhanden. Und dass sich die FPÖ nur deshalb bei Jungwählern unbeliebt machen will, weil sie sich kürzlich vorgenommen hat, dem Koalitionspartner mit schärferem Profil gegenüberzutreten, ist auch schwer vorstellbar.

Bleibt als Erklärung nur, dass die FPÖ die Sache wirklich ernst nimmt - und sich vom Interesse an der Sicherheit Österreichs leiten lässt. Das ist gewiss ein ehrenvoller Ansatz, aber eben auch einer, der von den meisten potenziellen Wählern nicht verstanden wird; aber viel Groll erzeugt, wenn sich die FPÖ durchsetzten sollte. Ein hoher Preis für den Konflikt. (DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2005)