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Ephraim Kishon auf einem Archivbild von 1999

Foto: APA/epa/Maechler
Glatzköpfe waren das erste Thema das Satirikers Ephraim Kishon. Mit einer Geschichte über Haarausfall und dessen beunruhigende Folgen gewann er 1946 in Ungarn einen Preis. Danach hörte er nicht mehr auf zu schreiben. Er verfasste Satiren, Kolumnen, Drehbücher. Er wurde in alle Weltsprachen übersetzt. Nirgends aber war er so beliebt wie in Deutschland. Darin liegt keine kleine Ironie.

Der ungarische Jude Ferenc Hoffmann, der 1949 nach Palästina ging, wurde für das deutschsprachige Publikum zum wichtigsten Zeugen des Lebens im Staat Israel. Die kleine Form, die Kishon zeitlebens pflegte, war dieser Rezeption sehr zuträglich. Die Übersetzungen durch Friedrich Torberg hatten zudem eigenen literarischen Rang.

Man las Kishon wie einen Onkel, der aus seinem Leben plaudert, von der "besten Ehefrau von allen" berichtet oder von den Sorgen seines Freundes Jossele erzählt. Nebenbei erfuhr man dann eben auch das Neueste aus Israel: "Wir haben in diesem Land sehr häufig Wahlen, aber nur selten eine Wahl", schrieb Kishon einmal. Er hat diese Formulierung immer wieder variiert, so auch, als er jüngst den Sperrwall quer durch als Palästina als "eine ganz schreckliche, überflüssige Sache" bezeichnete. "Aber er muss sein."

Er vertrat einen sehr wehrhaften Staat im Kampf gegen den Terrorismus. In dieser Angelegenheit provozierte er auch deutsche Politiker, als er in der Talkshow von Sabine Christiansen auftrat - seine Befürchtungen galten nicht so sehr dem Abbau eines liberalen Rechtsstaates, sondern den Potenzialen möglicher neuer Anschläge.

Kishon hatte sein Altersdomizil in der Nähe von Appenzell in der Schweiz gefunden, an einem Ort der Sicherheit nach einer bewegten Biografie. Ferenc Hoffmann, geboren 1924 in Budapest, überlebte während des Zweiten Weltkriegs ein slowakisches Arbeitslager, weil sein Talent für Schach einem Hauptmann auffiel. 1949 verließ Hoffmann das kommunistische Ungarn, kam in Israel in einen Kibbuz und lernte ein Jahr lang gründlich Hebräisch.

Schon 1952 wurde er Kolumnist der Tageszeitung Ma'ariv - eine Tätigkeit, die er 30 Jahre lang beibehielt. 1959 heiratete er die Pianistin Sara Lipovitz. Im selben Jahr wurde der Band Drehen Sie sich um, Frau Lot! von der New York Times ausgezeichnet. Den Rang eines internationalen Bestsellerautors hat er in einem Interview einmal doch ein wenig wehmütig kommentiert: "Erst wenn man stirbt, wird man ein Schriftsteller. Zu Lebzeiten ist man ein Humorist."

Der Humor von Ephraim Kishon war leicht bekömmlich. In einer berühmten Satire beschrieb er den Besuch eines klassischen Konzerts: "Es war ein scharfer Sforzato-Husten, gemildert durch ein gefühlvolles Tremolo, mit dem der Vortragende nicht nur seine perfekte Kehlkopftechnik bewies, sondern auch seine flexible Musikalität."

Den Kennergestus, über den er sich hier lustig machte, verachtete er an den Kritikern und Anhängern der modernen Kunst. Ephraim Kishon lebte in Israel, aber er hatte sich seine eigene kleine Welt eingerichtet. Am Wochenende ist er in der Schweiz im 81. Lebensjahr an einer Herzattacke gestorben. Er hinterlässt seine dritte Ehefrau, die österreichische Autorin Lisa Witasek, eine große Familie und ein umfangreiches Werk in zahlreichen Gattungen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 31.1.2004)