Foto: Orpheus Trust
Bis 1939 war Frankreich das Zufluchtsland verfolgter Künstler. Leon Askin, Jimmy Berg, Karl Farkas, Lotte Lenya, Lilli Palmer, Fritz Spielmann, Walter Jurmann und andere verdienten sich in Paris mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt und sorgten für den Zusammenhalt der Exilanten. Das L.E.O. und der Orpheus Trust zeigen einen solchen Kabarett- und Revueabend, Vienne à Paris, eine Veranstaltung im Rahmen des Frankreich-Festivals Douce France? des Orpheus Trust. Mit spitzer Feder schrieben die heimatlosen Autoren gegen den Ungeist der Weimarer Republik an, gegen Militarismus, Antisemitismus, Korruption. Mit Liedern wie Sehnsucht (aus Wien lacht wieder , Text und Musik Ralph Benatzky), das vermutlich auch im Lager Meslay gesungen wurde, Es kommt im Leben häufig vor (aus der Revue Hofloge , Text Karl Farkas, Musik Hans Lang) oder dem Chanson Czigane En Avant! aus dem Film Les Nuits Moscovites (Text André de Badet, Musik Walter Jurman und Bronislaw Kaper) wird die Stimmung des Exillebens nachgezeichnet. Das Männertrio Stefan Fleischhacker, Martin Thoma und Georg Wacks hat Sinn für schwermütiges wie leichtfüßiges Kabarett; in der Sparte baströckchenbewehrte Kokosgrazien sind sie unschlagbar. Erika Hornik sorgt darüber hinaus für die graziöse Sentimentalität. "Ja, die Wienerlieder/ haben immer wieder/ eine melancholische Kadenz" (Text Hans Werner, Musik Walter Jurmann) - in der Fremde haben Musikschaffende aus Österreich oder aus den späteren Nachfolgestaaten der ehemaligen Habsburgermonarchie, die nach Frankreich fliehen mussten und von dort nicht mehr zurückkehren konnten (einige kamen von dort aus in die NS-Vernichtungslager), die schönsten Wienerlieder geschrieben. . . (henn/DER STANDARD, Printausgabe, 01.02.2005)