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Nach Großbritannien, wo er den Fußballklub Chelsea kaufte, entdeckte Roman Abramowitsch, Hauptaktionär von Sibneft, nun Österreich.

Foto: APA/EPA/Chris Young
Die russische Ölgesellschaft Sibneft des Roman Abramowitsch hat ihre Handelstochter Sibneft Oil Trade Company (SOTC) umregistriert und exportiert ihr gesamtes Öl künftig über Österreich.

Das Erstaunen über diesen Schritt des Sibneft-Eigentümers, dem auch der britische Fußballklub Chelsea gehört, war groß. Über die Gründe äußerte sich Sibneft, die 2003 rund 34 Mio. Tonnen Öl förderte und 13,4 Mio. Tonnen exportierte und unter den Top 5 der russischen Ölbranche rangiert, nicht. Vermutet werden Steuervorteile.

Gemeinhin registrieren russische Ölfirmen ihre Handelstöchter in europäischen Ländern wie der Schweiz, den Niederlanden oder in Luxemburg. Wie das renommierte russische Wirtschaftsblatt Vedomosti berichtet, hatte auch Sibneft seine ausländische Haupthandelstochter Runicom bis zum Jahr 2000 in der Schweiz registriert.

Sibneft im Visier der EBDR

Allerdings ist Sibneft bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in Ungnade gefallen, da Runicom ihr 17,5 Millionen Dollar schulde. EBDR hat Sibneft - konkret: Präsidenten Jewgeni Schwidler und Hauptaktionär Abramowitsch - ins Visier ihrer Ermittlungen genommen. Ab 2001 exportierte Sibneft ihr ganzes Öl über die auf den Virgin Islands registrierte SOTC, wobei jede Verbindung zu Runicom geleugnet wird.

Beobachter schließen einen Zusammenhang mit der Schuldenforderung aus. Sie erklären die Umregistrierung eher mit einer Imageaufwertung, da Offshore-Registrierungen wegen höherer Risiken aus der Mode kämen und daher ein Trend zur Umsiedelung nach Europa feststellbar sei.

Kein bevorzugter Registrierungsplatz

Österreich sei allerdings kein bevorzugter Registrierungsplatz, heißt es in der Trader-Zunft. Erklärbar sei der Schritt allenfalls damit, dass eine österreichische Bank günstige Kreditkonditionen gebe. Außerdem habe Österreich die Gewinnsteuern gesenkt und stelle Steuerfreiheit auf Dividenden ausländischer Subabteilungen bereit.

Sibneft gehört zu 57,5 Prozent der Millhouse Capital, die Roman Abramowitsch und seine Partner repräsentiert, und seit der vorjährigen Fusion zu 34,5 Prozent - die allerdings von den Steuerbehörden eingefroren sind - der Ölgesellschaft Yukos.

Dass der von Präsident Wladimir Putin exilierte Oligarchen-Oldie Boris Beresowski einen größeren Teil an Sibneft hält, dementiert der Konzern. Die Marktkapitalisierung von Sibneft beträgt knapp 14 Mrd. Dollar, der Reingewinn im ersten Halbjahr 2003 rund 992 Mio. Dollar. Vor einer Woche hat Standard & Poor's das Kreditrating von B auf B+ erhöht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.02.2005)