Der zum Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) gehörende renommierte Salzburger Residenz Verlag - Anfang Februar wegen der Ablöse des langjährigen Geschäftsführers Jochen Jung in den Schlagzeilen - hat in den vergangene Jahren die Probleme des heimischen Buchmarktes besonders stark zu spüren bekommen. Wie aus dem am Mittwoch dem Parlament vorgelegten Nachtrag zum Rechnungshofbericht (RH) über das Jahr 1998 hervorgeht, war und ist der Verlag buchmäßig überschuldet. "Das Übeschuldungsproblem ist gelöst, weil der Bundesverlag eine Haftungserklärung für eine etwaige Abdeckung der Überschuldung vorgelegt haben", sagte der Geschäftsführer des ÖBV, Robert Sedlaczek, auf Anfrage der APA. Der Rechnungshof listet Details aus der Gebarung der letzten Jahre auf: Ende 1997/98 habe der Residenz Verlag trotz Fördermitteln von 34,7 Mill. S in sechs Jahren beim einem Stammkapital von 0,5 Mill. S ein negatives Eigenkapital von 5,7 Mill. S und eine buchmäßige Überschuldung ausgewiesen, heißt es in dem Bericht. Der Bundesverlag bildet jedoch eine Wertberichtigung in entsprechender Höhe. Ende des Geschäftsjahres 1997/98 beliefen sich die Verbindlichkeiten gegenüber dem Bundesverlag aus laufender Verrechnung auf 11,4 Mill. S - 80 Prozent der Bilanzsumme. Im herrschenden bzw. künftigen Umfeld sieht es der RH als fraglich, ob der Residenz Verlag künftig bessere finanzielle Ergebnisse erzielen und damit die aufgelaufenen Verluste abbauen könne. "Das sehe ich genauso, es geht auch eher darum, die Verluste in überschaubarer Größe zu halten", meint Bundesverlags-Chef Sedlaczek pragmatisch. Der Residenz-Umsatz ist im Geschäftsjahr 1998/99 (zum 31. Mai) von 19,2 auf 17,2 Mill. S zurückgegangen. 1996/97 hatte der Verlag noch 24,2 Mill. S umgesetzt. Das Ergebnis der Gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) lag 1998/99 bei minus 3,2 Mill. S nach minus 4,8 Mill. S im Jahr davor. Im laufenden Geschäftsjahr hängt viel vom soeben angelaufenen Frühjahrsprogramm und insbesondere vom neuen Buch von Peter Henisch ("Schwarzer Peter") ab. Das erste Halbjahr habe den Erwartungen entsprochen. Unternehmenskonzept in 4 bis 6 Wochen In 4 bis 6 Wochen soll die neue Geschäftsführung des Residenz Verlags ein Unternehmenskonzept vorlegen, wie dies vom Rechnungshof (RH) gefordert wird. Die neue Geschäftsleitung setzt sich aus Martina Schmidt, die gleichzeitig die Geschäfte des Schwesterverlags Deuticke leitet, sowie den beiden neuen Prokuristinnen Christine Sennewald (Finanzen, Marketing Vertrieb) und Astrid Graf (Cheflektorin) zusammen. Zentraler Punkt soll die vom RH empfohlene neue Ausrichtung des Programmmix sein. Die durchschnittliche Auflage eines großen Teils der vom Residenz-Verlag herausgegebenen Bücher - der Verlag ist auf österreichische Autoren spezialisiert - lag zwischen 1.500 und 3.000 Stück und hatte meist Verluste gebracht, stellt der RH fest. Ein ausgeglichenes Ergebnis sei nur mit Titeln mit deutliche höheren Auflagen zu erzielen. Daher solle der Anteil von Büchern für einen größeren Leserkreis erhöht werden. Laut Sedlaczek soll er verdoppelt werden. Bisher kamen rund 20 Prozent der Bücher eines Programms über die kritische Auflage hinaus. Rechnungshof rät zu profitableren Büchern "Der Residenz Verlag wird aber weiter Bücher machen, die keine Auflage 10.000 Stück erreichen. Wir halten an unserem Kulturauftrag fest ", betont der ÖBV-Geschäftsführer. Allerdings soll die Vermarktung verstärkt werden. "Das Verlagsgeschäft hat sich dramatisch verändert und ist ein Verdrängungswettbewerb geworden, so Sedlaczek. Wünschenswert wären auch mehrjährige Förderungsvereinbarungen, weil nur diese eine mittelfristige Planung ermöglichten. "Jedes Jahr gibt es wieder die Unsicherheit, ob wir die Höchstzusage bekommen oder nicht", kritisiert Sedlaczek. Obwohl der Residenz Verlag 1997 die höchsten Förderungen unter den geförderten Verlagen erhielt, sei der Start in die wirtschaftliche Unabhängigkeit nicht gelungen, allerdings leisteten sie eine wesentlichen Beitrag zum Fortbestand des Verlagshauses, so der RH. Die Empfehlung, den sechsköpfigen Aufsichtsrat aufzulösen wurde bereits mit Jahresende in die Tat umgesetzt. Statt dessen wird nun ein Beirat eingerichtet. (APA)