Wien - Das ist rekordverdächtig: Sozialministerin Elisabeth Sickl (FPÖ) hat bereits zwei Pressesprecher und einen Kabinettschef verschlissen. Diese Woche räumten gleich zwei Mitarbeiter ihren Schreibtisch: Kabinettschef Bernhard Gruber und Sprecher Alexander Grasmuck. Der erst 31-jährige Gruber wurde offenbar vom blauen Gegenwind verblasen. Er war von der sozialpolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer geholt worden und wird dort als fachlich äußerst kompetent und hochintelligent beschrieben. Freiheitlicher ist er keiner. Der Grund für Grubers Abgang im Sozialressort: Vor wenigen Tagen hatte er an einer Fachbesprechung im ÖVP-Parlamentsklub teilgenommen. Bei Sickl, die ihren neuen Kabinettschef erst kürzlich vor Kämmerern gelobt hatte, war er daraufhin in Ungnade gefallen. Es wird vermutet, dass Druck aus dem FPÖ-Klub ausgeübt wurde. Gruber kehrt in die Kammer zurück, allerdings in die Wissenschaftsabteilung. Im Ressort heißt es, er wäre ohnehin nur interimistisch bestellt gewesen. Neuer Kabinettschef ist ein langgedienter Beamter: Ronald Rosenmayr, seit Jahren Leiter der Familiensektion im früheren Familienressort. Nur vier Tage hielt es Pressesprecher Alexander Grasmuck. Ihm wurde vorgeworfen, er habe seinen Lebenslauf geschönt. Das sei nur ein Vorwand, sagt er und begründet die einvernehmliche Trennung mit „Gesinnungsgegensatz". „Es fließt nun mal kein blaues Blut in meinen Adern." Grasmuck war freier Journalist in Brüssel und wird voraussichtlich dorthin zurückkehren. Seine Vorgängerin, Romana Schmid, hatte es immerhin drei Wochen bei Sickl ausgehalten. Die neue Sprecherin sollte zumindest parteipolitisch nicht anecken: Christine Weber arbeitete drei Jahre als parlamentarische Mitarbeiterin bei FPÖ-Sozialsprecher Herbert Haupt. Die neue Aufgabe ist schwer: Der Ministerin werden nicht nur von Ex-Mitarbeitern Chaos und mediale Unvermarktbarkeit vorgeworfen. Blauer Pressesprecher ist auch sonst ein kurzlebiger Job. So präsentierte Vizekanzlerin Riess-Passer gestern die PR-Fachfrau Waltraud Vones als Nachfolgerin von Markus Mitterrutzner. Der bleibt immerhin persönlicher Sekretär im Büro. (Martina Salomon)