Foto: Haus des Meeres

Wer in Österreich auf eine Begegnung mit einem Menschenhai aus ist, dem sei das "Haus des Meeres" ans Herz gelegt. In dem Vivarium im Esterhazy-Park leben derzeit in Terrarien, Aquarien und im neu gebauten Tropenhaus mehr als 3.500 Tiere. Im großen Haibecken ziehen Weiß- und die Schwarzspitzen- Riffhaie ihre Runden. "Verschlagen", wirken sie irgendwie, meint eine Besucherin respektvoll und erklärt ihrer etwa sechsjährigen Tochter: "Das sind gefährliche Fische, die beißen". Dass dem nicht so ist, versucht der wissenschaftliche Leiter Michael Mitic durch eine neue wöchentliche Attraktion deutlich zu machen. Jeden Donnerstag um 18 Uhr tauchen seine Mitarbeiter "mit den Haien" – die Besucherschaft ist fasziniert und kommt in Scharen.

"Lustige" Statistik

"Das Haitauchen hat einen pädagogischen Hintergrund", erklärt Mitic den donnerstägliche Event. "Die Message, dass die Tiere keine mordende Bedrohung sind, sondern im Gegenteil der Hai selbst das bedrohte Exemplar ist, war immer schon schwer zu transportieren." Mitic und sein Team bauen hierbei auf einen positiven Vorführeffekt. Wartungsarbeiten, die Taucher regelmäßig in den Becken zu erledigen haben, werden zu regelmäßigen "Hai-Meetings" umfunktioniert. Der unbefangene Umgang der Tiere mit den Tauchern soll den Besuchern demonstrieren, dass die von Steven Spielbergs "Weißem Hai" losgetretene Haihysterie sich aus reiner Hollywoodfiktion speist.

Und im parallelen Vortrag lassen es sich die Biologen nicht nehmen, die Perspektiven mit ein paar einleuchtenden Statistiken zurechtzurücken. So sterben im Jahr nur etwa 10 Menschen bei Unfällen mit Haien, von Kokosnüssen werden allerdings 150 Personen im Jahr erschlagen. "Eine lustige Statistik", so Mitic, die noch dazu zur Entkriminalisierung des Hais beiträgt.

Katzenhai-Nachwuchs

Dass der Hai vor dem Mensch geschützt werden muss, darauf macht nicht nur das "Sharkproject" aufmerksam, das in der Abteilung "Tropisches Seewasser" Unterschriften gegen das systematische Abfischen der Haie in den Weltmeeren sammelt. Auch im "Haus des Meeres" befinden sich einige Exemplare zu ihrem eigenen Schutz in Quarantäne. Der vor wenigen Wochen geschlüpfte Katzenhai-Nachwuchs wird fern vom Publikumsansturm großgezogen. "Bevor die Tiere in die Schauaquarien kommen, müssen sie erst futterfest sein", erklärt Mitic die Vorgehensweise. "In etwa drei Wochen werden sie robust genug sein, um die Klopfwut der BesucherInnen aushalten zu können."

Noch etwas länger müssen die Riffhaie auf ihr neues Becken warten, das vom Haus des Meeres-Team angedacht ist. "Wenn alles glatt geht, möchten wir im Herbst ein Haibecken eröffnen, das über zwei Stockwerke geht und etwa 300.000 Liter Wasser fasst."

(mhe)