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Insolvenzanträge von Tochtergesellschaften bis Dienstag angekündigt

Foto: APA/dpa/dpaweb/Frank May
Augsburg - Drei Tage nach dem Zusammenbruch des deutschen Bauriesen Walter Bau haben erste Gespräche mit möglichen Kaufinteressenten des insolventen Unternehmens begonnen.

"Der vorläufige Insolvenzverwalter strebt an, einen Interessenten für das gesamte Baugeschäft zu finden", erklärte Walter-Bau-Sprecher Alexander Görbing am Freitag in Augsburg. Allerdings werde auch ein Verkauf von Betriebsteilen oder Tochtergesellschaften nicht ausgeschlossen. Namen möglicher Übernahmeinteressenten nannte der Sprecher nicht.

In Medienberichten war in den vergangenen Tagen als möglicher Interessent für die Bautechniksparte DSI auch die österreichisch kontrollierte Strabag Köln genannt worden.

Elf Tochterfirmen haben Insolvenz angemeldet

Unterdessen haben am Freitag elf Tochterunternehmen des Baukonzerns nach Unternehmensangaben ebenfalls Insolvenz angemeldet. Die Insolvenzanträge der Tochterfirmen beträfen insgesamt etwa 500 Mitarbeiter, sagte ein Walter-Bau-Sprecher in Augsburg. Die beiden größten unter den elf Unternehmen sind die WDE Walter Dywidag Engineering GmbH in Aschheim bei München, das technische Büro des Konzerns, sowie die Ausbau Großenhain GmbH mit jeweils rund 200 Mitarbeitern. Insgesamt hat Walter Bau nach Angaben des Sprechers etwa 50 Tochterfirmen.

Bereits kurz nach der Walter Bau-AG hatte die australische Tochter Walter Construction sich für zahlungsunfähig erklärt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider hatte weitere Insolvenzanträge für wahrscheinlich erklärt.

Finanzierung für DSI und Walter Heilit sichergestellt

Für die beiden attraktivsten Konzerntöchter - die Bautechniksparte Dywidag Systems International (DSI) und das Verkehrswege-Bauunternehmen Walter Heilit - haben Banken und Insolvenzverwalter eine tragfähige Finanzierung sicher gestellt. Walter Heilit wurde dabei von den Banken mit unabhängigen Bürgschaftskrediten von den Konzernfinanzen abgekoppelt.

Bei beiden Töchtern sei damit die Finanzierung von Subunternehmen und Lieferanten gesichert, erklärte Görbing. Die sieben großen Autobahnprojekte und drei Tunnelbaustellen des Konzerns könnten ohne Behinderung weiterlaufen.

Das Team um den vorläufigen Insolvenzverwalter Werner Schneider ist derzeit dabei, sich einen genauen Überblick über Vermögen, Verbindlichkeiten und Forderungen des Konzerns zu verschaffen. Für erste Aussagen sei es jedoch noch zu früh, sagte Görbing. Konkrete Angaben über die weitere Finanzplanung des Konzerns sollen Ende kommender Woche vorliegen.

Gescheiterte Fusion war fatal

Unterdessen berichtete das "Handelsblatt", dass die gescheiterte Fusion von Walter Bau mit der Stuttgarter Züblin AG auch wegen damit verbundener Kosten wesentlich zu der Liquiditätskrise des Baukonzerns beigetragen habe. Das Blatt zitierte aus dem Sanierungsgutachten der Unternehmensberatung Roland Berger, wonach Walter Bau für den Fusionsanlauf 87 Mio. Euro Kosten entstanden seien, davon 45 Mio. an Anzahlungen. Insgesamt habe der Konzern dadurch in seiner Bilanz für 2004 einen Verlust von 40 Mio. Euro erlitten.

Walter Bau hielt zuletzt an Züblin 53 Prozent der Aktien, die Fusion wurde jedoch von der Landesbank Baden-Württemberg gestoppt.

Bei Züblin strebt jetzt die Eigentümerfamilie Lenz die Mehrheit an dem Stuttgarter Bauunternehmen an. Die Familie Lenz führt nach eigenen Angaben Gespräche mit einem internationalen Finanzinvestor über eine Partnerschaft bei der Neuordnung der Züblin-Gesellschafterverhältnisse. (APA)