Jerusalem/Tel Aviv/Ankara/Kairo - Die israelische
Regierung will nun doch die Freilassung von palästinensischen
Gefangenen prüfen, die wegen Angriffen auf Israel inhaftiert sind.
Das erklärten israelische Regierungsmitglieder am Sonntag nach einem
Treffen von Unterhändlern beider Seiten, bei dem grundsätzlich die
Bildung einer gemeinsamen Kommission zur Freilassung von Häftlingen
vereinbart wurde. Zwei Tage vor dem Gipfeltreffen des israelischen
Ministerpräsidenten Ariel Sharon mit dem palästinensischen
Präsidenten Mahmud Abbas (Abu Mazen) im ägyptischen Sharm el-Sheikh
wurde damit ein Problem entschärft, das zuletzt für Verstimmung auf
Seiten der Palästinenser gesorgt hatte.
Freilassung wurde als unzureichend kritisiert
Vertreter der Autonomiebehörde hatten die von Israel als Geste des
guten Willens angekündigte Freilassung von 900 Häftlingen als
unzureichend kritisiert. Von der israelischen Amnestie profitierten
nur Gefangene mit kurzen Haftstrafen, sagte Kabinettsminister Saeb
Erekat. Der für Gefangenenfragen zuständige palästinensische Minister
Hisham Andel Rasek meinte, falls Israel seine Kriterien nicht
lockere, könnte das dem Bemühen von Abbas schaden, militante Gruppen
zu einer Waffenruhe zu bewegen.
Die Vereinbarung über die Bildung des Komitees wurde bei den
Gipfelvorbereitungen am späten Samstagabend erreicht. Sie soll am
Dienstag in Sharm el-Sheikh offiziell bekannt gegeben werden. Erekat
sagte, unter den ersten Kandidaten für eine Freilassung seien
palästinensische Häftlinge, die vor 1993 gefangen genommen worden
seien.
Der israelische Vize-Verteidigungsminister Zeev Boim sagte im
Militärrundfunk, Israel wolle gegenüber Abbas mehr Flexibilität
zeigen. "Die Frage der Gefangenenfreilassung ist ihnen sehr wichtig,
also müssen wir Gefangene freilassen", sagte er. "Das Komitee wird
diskutieren, wie das geschehen kann." Israel, das rund 7.000
Palästinenser inhaftiert hat, werde damit keine Eile haben. (APA/AP/sda)