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Der Vater war gerade erst ein paar Stunden tot, der Parlamentspräsident, der eigentlich die Nachfolge des Präsidenten übernehmen hätte sollen, in Paris. Eine einmalige Chance für Faure Gnassingbe, den Sohn des dienstältesten Diktators Afrikas, Gnassingbe Eyadema von Togo. 38 Jahre lang hatte der mit blutiger Hand über das kleine Land geherrscht, Oppositionelle verfolgt und seine Herrschaft mittels Vetternwirtschaft und Korruption gefestigt.

Als Faure ein Jahr alt war, putschte sich sein Vater mithilfe der Militärs an die Macht. Als er am Samstag zum neuen Präsidenten ernannt wurde, konnte er sich genau auf diese Strukturen verlassen. Die Grenzen wurden geschlossen, der Parlamentspräsident durfte in der Hauptstadt Lomé nicht landen. Die Militärs argumentierten: Der Sohn müsse die Nachfolge übernehmen, denn es drohe ein Chaos durch das Machtvakuum. Der Staatsstreich ging blitzschnell über die Runden. Das Parlament setzte Faure Gnassingbe als Sprecher ein; der Parlamentspräsident wurde abgesetzt; statt der Neuwahlen, die innerhalb der nächsten 60 Tage stattfinden sollen, gibt es 60 Tage Staatstrauer. Faure Gnassingbe kann nun als Präsident bis 2008 regieren.

Dabei gilt Faure Gnassingbe als moderat, respektvoll und gebildet. Nach seiner Schulzeit in Lomé ging er zuerst an die Sorbonne und dann nach Washington, wo er ein Diplom in Wirtschaftswissenschaften erwarb. Bereits im Jahr 2002 tauchten Gerüchte auf, Faure Gnassingbe wolle seinem Vater nachfolgen. Im Jahr 2003 wurde dann das Mindestalter für Präsidenten von 45 auf 35 Jahre gesenkt. Gnassingbe junior übernahm das renommierte Ministerium für Bergbau, Beschaffung, Transport und Telekommunikation. Der Abbau von Phosphaten ist für den Außenhandel Togos von zentraler Bedeutung.

"Gott wird eine geeignete Person als Führer wählen, wenn ich nicht mehr da bin", hatte sein Vater einmal gemeint. Faure Gnassingbe sprach vergangenes Wochenende von dem Prozess der Demokratisierung und Öffnung, dem er sich "uneingeschränkt verpflichtet" fühle. Unter dem Vater war für Demokratie allerdings kein Platz gewesen. Die Wahlen im Jahr 1998 und 2003 wurden gefälscht. Hundert Oppositionelle sollen nach Demos vor zwei Jahren getötet worden sein.

Der neue Präsident versicherte nun, dass Frieden und Sicherheit erhalten blieben. Dann aber gab er noch eine andere Erklärung ab: "Seien Sie sicher, ich habe vor die Macht so auszuüben wie mein berühmter Vorgänger." Doch die Geschichte seines Vaters könnte noch einen Schatten auf ihn werfen. Der Sohn des 1967 ermordeten Präsidenten Sylvanus Olympio, Gilchrist Olympio will aus dem Pariser Exil nach Lomé kommen und verspricht Neuwahlen. (DER STANDARD, Adelheid Wölfl, Printausgabe, 8.2.2005)