Forschung & Geschlecht
Studie über Kindheit ohne Vater
Häufiger Neurosen, Persönlichkeitsstörungen und psychosomatische Erkrankungen
Frankfurt/Main - Einer Studie zufolge haben Kinder, die ohne Vater aufwachsen, als Erwachsene höheres Risiko,
psychische Probleme zu entwickeln. "Es war ein signifikanter Zusammenhang zwischen späteren psychischen Beeinträchtigungen und einer defizitären
Vaterbeziehung nachweisbar", sagte Professor Matthias Franz von der Universität Düsseldorf.
Die "Vaterlosigkeit" wirke besonders stark, weil Kinder auch außerhalb der Familie schwerlich Ersatz-Väter fänden. In Deutschland leben
nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1,2 Millionen Kinder unter zehn Jahren bei der Mutter.
Ausschlaggebender Faktor?
Grundlage der These ist eine elf Jahre dauernde Studie, bei der je 100 Männer und 100 Frauen der Jahrgänge 1935, 1945 und 1955 aus
Mannheim zu ihrer seelischen Verfassung befragt wurden. Ergebnis: Neurosen, Persönlichkeitsstörungen und psychosomatische
Erkrankungen waren bei Menschen, die ohne Vater aufgewachsen waren, deutlich häufiger zu finden als bei solchen aus einer
Zwei-Eltern-Familie. Das Fehlen des Vaters sei dabei natürlich nicht der direkte, alleinige Grund, schränkt Franz ein, sondern verstärke ein
vorhandenes Risiko.
"Ein prägender männlicher Part ist heute über weite Bereiche der frühkindlichen Entwicklung - auch zum Beispiel in Kindergärten und
Grundschulen - nur wenig präsent", sagte Franz. Viele Buben und Mädchen könnten heute wenig direkte Erfahrung mit männlichen Vorbildern
machen, was beispielsweise auch die Medien nicht ersetzen könnten. Franz präsentiert seine Ergebnisse am Wochenende auf dem
Frankfurter Professorenforum "Programmierung des kindlichen und jugendlichen Gehirns".
(APA/dpa/red)