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Die Zeit des Schlemmens ist vorüber. Doch auch das Fasten birgt gesundheitliche Gefahren.

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Aachen/Wien - (Heil)fasten ist nach Einschätzung deutscher Ernährungsexperten zur längerfristigen Gewichtsreduktion völlig ungeeignet. Es birgt darüber hinaus etliche - teilweise lebensbedrohliche - Gefahren für die Gesundheit, wenn über mehrere Tage ohne ärztliche Aufsicht auf feste Nahrung verzichtet wird, warnte der Diplom Oecotrophologe Thomas Reiche von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. in Aachen am Faschingsdienstag in einer Aussendung. Da in diesem Jahr die Fastenzeit so kurz auf den Jahreswechsel folgt, dürften ab Aschermittwoch besonders viele Übergewichtige ihre guten Vorsätze umzusetzen versuchen, und mit Hilfe einer Radikalkur möglichst viele Kilos abspecken wollen.

Trügerische Erfolge

"Wir gehen davon aus, dass ab Aschermittwoch mindestens 40 Prozent der Bevölkerung fasten oder 'Diätkuren' machen", erklärte Gesellschaftssprecher Sven-David Müller-Nothmann. Doch die Abnehm-Erfolge der ersten Fasten-Tage seien trügerisch, weil der Körper bei Nahrungskarenz auf Sparflamme läuft und fast nur Eiweiß (Muskulatur) und Wasser, aber kaum Fett abbaut, wodurch sich der Energieverbrauch nochmals verringert. Daher sei Fasten der sicherste und schnellste Weg in den gefürchteten "Jo-Jo-Effekt".

(Heil)fasten soll den Körper entschlacken und entsäuern. Den ernährungswissenschaftlichen Nachweis hierfür sei das Fasten jedoch bis heute schuldig geblieben. Dies sei auch nicht verwunderlich, so Reiche, "denn im menschlichen Organismus fallen keine Schlacken an". Die bei der Oxidation von Nährstoffen anfallenden Abbauprodukte wie Wasser, Kohlendioxid, Harnsäure und Ammoniak entsorge der Organismus rückstandslos über Leber und Nieren oder atme sie über die Lungen ab.

Für die Entsäuerung des Körpers seien ebenfalls in erster Linie gesunde Nieren und nicht etwa Fastenkuren verantwortlich. Dauern diese über mehrere Tage, würden sie genau das Gegenteil bewirken: Es komme zu einer Übersäuerung, der Ketoacidose. Denn im Hungerzustand beziehe das Gehirn seine Energie aus der Verbrennung von Ketonkörpern. Das dabei entstehende Aceton werde zunehmend mit dem Urin ausgeschieden und sorge für die bräunliche Farbe und den penetranten Geruch.

Ungesunde Marketing-Gags

"Dass die ernährungswissenschaftlich widerlegten Theorien des Heilfastens dennoch gewinnmaximierend als Marketing-Gag eingesetzt werden, ist deshalb so ärgerlich und moralisch fragwürdig, weil dies auf Kosten der Gesundheit der Verbraucher geschieht", beklagte Reiche. So könne der beim mehrtägigen Fasten auftretende Abbau der Herzmuskulatur zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern führen. Neben der Ketoacidose mit schlechtem Körper- und Mundgeruch können beim Fasten Gichtanfälle, Schwindelgefühl, Konzentrationsstörungen, Kälteempfinden, trockene Haut und Haarausfall auftreten.

Nie ohne Arzt

Daher sollten Fastenkuren nur in Absprache mit einem Arzt, besser noch unter ärztlicher Aufsicht, durchgeführt werden, wobei Schwangere und stillende Frauen, Kinder und ältere Menschen überhaupt nicht fasten sollten, betonte Reiche. "Viel sinnvoller ist es stattdessen, in der Fastenzeit seine generelle Ernährungsweise zu hinterfragen, also durchaus einmal über 'carne vale' (lat. 'Fleisch lebe wohl') nachzudenken. Denn wer nur ab und zu (mageres) Fleisch genießt, viel Gemüse und Obst isst, seinen Alkohol- und Zuckerkonsum verringert und sich viel bewegt, der braucht nicht mit riskanten Fasten-Experimenten seine Gesundheit und Figur ruinieren", so Reiche abschließend. (APA)