Forschung & Geschlecht
Muskeln zum Zerreissen gespannt
Körperliche Belastung am Arbeitsplatz nimmt für Frauen zu
Die körperliche Belastung am Arbeitsplatz nimmt für Frauen zu.
Begünstigt wird die negative Entwicklung durch Monotonie, schweres Heben
und Tragen, Fließbandarbeit und Akkord. Neben den chemischen und
physikalischen Gefahren, die nach wie vor zu hohe Belastungen führen,
häufen sich völlig neue Formen der Muskel- und Skeletterkrankungen bei
Frauen. Sie betreffen neben Schäden der Wirbelsäule eine Fülle von
Störungen, die durch monotone Arbeitsabläufe hervorgerufen werden. Als
Beispiel für diese Diagnose führten nun ArbeitsmedizinerInnen bei einem
internationalen Gewerkschaftsseminar in Wien etwa ArbeitnehmerInnen an,
die täglich acht und mehr Stunden mit der Hand auf der Maus und den
Augen am Bildschirm fast bewegungslos vor dem Computer sitzen.
Hier
werden etwa, so die Mediziner, die für das Sehen notwendigen Muskeln
überbeansprucht. Immer öfter müßten außerdem Nerven und Sehnen operativ
von Verschlackungen freigelegt werden. Schädigungen dieser Art sind
wiederum das Ergebnis vibrierender und gleichzeitig starrer, lang
andauernder und immer gleicher Arbeitsbewegungen. Weil Frauenjobs
häufiger von sich wiederholenden Tätigkeiten geprägt seien als
Männerarbeit, sind Frauen von den neuen Krankheitsbildern auch öfter
betroffen, meint ÖGB-Vizepräsidentin Renate Csörgits.
Monotone Arbeit
In der Europäischen Union bezeichnen 45 Prozent der ArbeitnehmerInnen
ihre Aufgabe als monoton. Mehr als ein Drittel führen repetitive
Arbeiten aus. In den 90er-Jahren hat sich zudem das Arbeitstempo massiv
verschärft, so Csörgits. Muskel-Skelett-Erkrankungen zählen bereits zu
den häufigsten Berufserkrankungen. Dazu zählen vor allem Drucklähmungen
der Nerven, Knochengelenks-Erkrankungen in den Händen und Handgelenken
sowie Gefäßnervenerkrankungen durch mechanische Vibrationen und
Erkrankungen der die gelenkumgebenden Tschen durch permanente
Anspannung, also Schleimbeutelentzündungen.
Zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen, die generell mit Arbeit in
Verbindung gebracht werden, zählen Rückenleiden (30 Prozent), Stress (28
Prozent) und Muskelschmerzen (17 Prozent).
(Monika Bachhofer)