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Josef Ackermann bleibt hart: Kosten bei der Deutschen Bank müssen weiter gesenkt werden

Foto: APA/EPA/Arne Dedert
Frankfurt/Köln/Berlin/Sindelfingen - Der Betriebsrat der Deutschen Bank hat Vorstandschef Josef Ackermann aufgefordert, den geplanten Stellenabbau in Deutschland zurückzunehmen. Die durch Ackermanns neue Ankündigungen ausgelöste Debatte über die Verantwortung von Unternehmen sei "notwendig und überfällig", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Leo Wunderlich am Donnerstag nach einer Sitzung des Gremiums in Köln. Die Arbeitnehmer hätten bereits Ende November in einem offenen Brief die Maßnahmen kritisiert. Den sofortigen Beginn von Verhandlungen zum Personalabbau lehnte der Betriebsrat ab.

Boykottaufrufe nicht hilfreich

"Boykottaufrufe sind allerdings nicht hilfreich. Sie gefährden weiter Tausende von Arbeitsplätzen und schwächen nicht nur die Deutsche Bank, sondern auch den Wirtschaftsstandort Deutschland", hieß es in einer Mitteilung des bislang eher öffentlichkeitsscheuen Betriebsrats. Die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti hatte Kunden des Finanzhauses nahe gelegt, zur Konkurrenz zu wechseln.

Die Arbeitnehmervertreter hätten bereits 2004 in einem offenen Brief an Ackermann den Abbau von 2.300 Stellen in Deutschland zur Steigerung des Gewinns als "unmoralisch und unverantwortlich" bezeichnet und betont: "Die Deutsche Bank ist kein Sanierungsfall." Als Antwort auf eine E-Mail von Ackermann an alle Mitarbeiter wurde am Donnerstag eine Stellungnahme des Betriebsrats ins Intranet der Bank gestellt.

Ackermann: Kosten müssen weiter gesenkt werden

Ackermann hatte den Mitarbeitern geschrieben, es sei seit der Bilanzvorlage am vergangenen Donnerstag "in der deutschen Öffentlichkeit zu einer Reihe kritischer, vielfach auch unangemessener Äußerungen zur Deutschen Bank gekommen". Das Finanzhaus halte an seiner Strategie fest, die Rendite auf ein international konkurrenzfähiges Niveau zu steigern. Dazu müssten die Kosten weiter gesenkt werden.

"Die Entscheidung, Stellen zu reduzieren, ist uns nicht leicht gefallen", schrieb der Deutsche-Bank-Chef. "Gleichwohl ist der Schritt notwendig, wobei wir uns verpflichtet haben, ihn für die betroffenen Mitarbeiter fair und sozial verträglich zu gestalten. Wir stehen ohne Abstriche dazu."

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, warnte in einem dpa-Gespräch davor, die Deutsche Bank an den Pranger zu stellen: "Wenn ein Unternehmen auf dem internationalen Parkett unterwegs sein will, gelten andere Regeln. Der Anleger - und das ist auch der deutsche Verbraucher - erwartet schließlich Rendite." Eine reine Ausrichtung auf die schnelle Gewinnmaximierung sei allerdings nicht der Weg des Handwerks.

IG-Metall-Chef kritisiert Vorgangsweise

IG-Metall-Chef Jürgen Peters griff in der "Bild-Zeitung" deutsche Konzernvorstände scharf an: "Die Gewinnmaximierung auf Kosten der Allgemeinheit ist Verrat an der Gesellschaft. Solche Firmen sollten wir ächten, die müssen moralisch an den Pranger." Peters warf Führungskräften wie denen der Deutschen Bank Gefühlskälte vor: Einige Manager seien zu "sozialen Autisten mutiert". Die Bundesregierung müsse das Verhalten der Konzerne beim Jobabbau unter schärfere Auflagen stellen.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Banken, Manfred Weber, hielt im "DeutschlandRadio Berlin" Politikern vor, mit ihrer Kritik an der Deutschen Bank von eigenen Versäumnissen in der Reformpolitik abzulenken. Im internationalen Wettbewerb lägen deutsche Banken noch "weit, weit zurück". Erneute Stellenstreichungen seien nicht ausgeschlossen.

Unterstützung kommt von DaimlerChrysler-Chef

In der Debatte um Stellenabbau als Mittel zur Renditesteigerung hat Deutsche-Bank-Chef Ackermann heute Unterstützung von DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp erhalten.

Auf das Thema angesprochen nannte Schrempp Ackermann am Donnerstag vor Journalisten einen international anerkannten Fachmann. Mit Blick auf die weltweite Konkurrenz unter den Banken fügte er hinzu, die Deutsche Bank wäre gut beraten, ihr Ertragsniveau deutlich zu steigern. Bezogen darauf "kann ich sehr gut nachvollziehen, was er gesagt hat", sagte Schrempp. Die Deutsche Bank ist mit 10,4 Prozent größter Aktionär von DaimlerChrysler.

Ackermann hatte vorige Woche bei der Vorlage einen schärferen Sparkurs angekündigt, im Zuge dessen weltweit weitere 6.400 Stellen wegfallen sollen. Ackermann begründete dies mit der von der Bank angestrebten Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern.

DaimlerChrysler kündigte heute selber ein neues Sparprogramm an, mit dem die unter Ertragsschwäche leidende Pkw-Sparte Mercedes-Benz binnen drei Jahren auf Kurs gebracht werden soll. Dafür schließt der weltweit fünftgrößte Autohersteller Stellenstreichungen nicht aus. (APA/dpa/Reuters)