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Hermann Maier ist der erste österreichische RTL-Weltmeister seit Rudi Nierlich 1991.

Foto:AP/Frayer
Bormio - Hermann Maier hat bei der Ski-WM in Bormio doch noch zugeschlagen. Nach Platz vier im Super G und Platz 17 in der Abfahrt bereits als einer der prominentesten WM-Verlierer abgestempelt, hat der Salzburger am Donnerstag mit Gold im Riesentorlauf - dem ersten ÖSV-Triumph in dieser Disziplin seit Rudi Nierlich 1991 in Saalbach - sensationell gekontert. Mit dem ersten Titelgewinn nach seinem schweren Unfall hat der "Herminator" seine persönliche Erfolgsserie bei Großereignissen gerettet und seinen Ruf als ewiges Stehaufmännchen einmal mehr bestätigt.

Medaillengarant

Maier hat damit weiterhin bei jedem Großereignis zumindest eine Medaille geholt. Seine Premiere feierte der Flachauer bei Olympia 1998 in Nagano mit Doppelgold in Super G und Riesentorlauf, es folgten die WM 1999 in Vail (ebenfalls zwei Mal Gold), die WM in St. Anton (Silber und Bronze), die WM in St. Moritz (Silber) sowie nun die WM in Bormio. Olympia 2002 in Salt Lake City hatte Maier auf Grund der Folgen seines fatalen Motorradunfalles im August 2001 sausen lassen müssen.

Maier war in Bormio fast schon abgeschrieben gewesen. Ausländische Journalisten hatten sich immer wieder nach dem möglichen Rücktrittsdatum des vierfachen Gesamt-Weltcup-Siegers erkundigt, in schweizerischen und deutschen Medien war der Abtritt des ÖSV-Superstars teilweise als "überreif" bezeichnet worden. Noch dazu kam der Sturz im Abfahrtsabschlusstraining, bei dem sich Maier eine Rissquetschwunde am linken Schienbein zugezogen hatte, die mit vier Stichen genäht werden musste.

Überraschendste Disziplin

Nun hat der 32-Jährige ausgerechnet im Riesentorlauf zurückgeschlagen. In jener Disziplin, in der ihm vor Saisonbeginn kaum noch jemand die Rückkehr an die Weltspitze zugetraut hatte. Das mit Spannung erwartete Comeback Maiers nach dem Motorrad-Unfall, bei dem er beinahe das rechte Bein verloren hätte, hatte Maier im Jänner 2003 im Adelboden-RTL absolviert - mit 3,34 Sekunden Rückstand wurde er nur 31. und verpasste damit die Quali für den zweiten Durchgang.

Die großen Steigerungen in der technisch so anspruchsvollen Disziplinen, die von einer enormen Dichte an der Spitze geprägt ist, blieben auch in der darauf folgenden Saison 2003/2004 größtenteils aus. Maier holte zwar sensationell den Gesamt-Weltcup-Sieg, in der Riesentorlauf-Wertung hatte er aber gerade einmal 110 Punkte geholt und ex aequo mit dem Norweger Bjarne Solbakken nur Rang 17 belegt.

Erster RTL-Sieg nach dem Unfall

Über den vergangenen Sommer schaffte Maier aber auch im Riesentorlauf den Anschluss. Im aktuellen Spezialweltcup liegt er auf dem sechsten Rang, kurzfristig war der Salzburger sogar mit "Roten Trikot" unterwegs gewesen. Nach Erfolgen in Abfahrt und Super G hat er sich nun mit erstem RTL-Sieg nach dem Unfall einen seiner sehnlichsten Wünsche erfüllt. "Unglaublich, was da heute passiert ist. Dieser WM-Titel ist mir noch abgegangen, der ist für mich am meisten wert", lautet sein erstes Statememt. ."

Einen Hermann Maier darf man eben nie abschreiben. Mit RTL-Gold in Bormio hat er ein weiteres spekakuläres Comeback gefeiert. Begonnen hatte das "Stehaufmännchen"-Syndrom bereits 1997: Maier wollte sich in Chamonix für die WM 1997 in Sestriere qualifizieren, übermotiviert stürzt er aber und brach sich das Handgelenk. Etwas mehr als einen Monat später feierte Maier im Garmisch-Super-G seinen ersten Weltcup-Erfolg.

Die Legende

1998 in Nagano legte Maier in der Abfahrt den "Jahrhundert-Sturz" hin, ehe er drei Tage später zu Olympia-Gold im Super G brauste - das war die Geburtsstunde des "Herminators". Das große Maier-Wunder nahm dann am 24. August 2001 seinen tragischen Anfang. Motorradunfall in Radstadt, der Salzburger Arzt Artur Trost kann sein rechtes Bein gerade noch retten. Maier kehrt am 14. Jänner 2003 in Adelboden auf die Weltcup-Bühne zurück, 13 Tage später gewinnt er den Kitz-Super-G und wieder eineinhalb Monate später Super-G-Silber in St. Moritz. Die Krönung des Comebacks war der Gesamt-Weltcup-Triumph 2003/2004.

Die Superlative für den Flachauer sind selbst den routiniertesten Medienvertretern längst ausgegangen - der Beiname "Das Phänomen" trifft den Nagel aber wohl am ehesten auf den Kopf. Vor dem Unfall, der in der Hochblüte des "Herminators" passierte, auf Jahre hinweg beinahe unschlagbar (u.a. drei Gesamt-Weltcup-Siege en suite, Doppel-Olymiasieger 1998, Doppel-Weltmeister 1999, Punkte-Weltrekord im Weltcup etc.), sorgte er nun in der "zweiten Karriere" für einen weiteren faszinierenden Erfolg. (APA)