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Amir Tolja bei einer vergeblichen Parade!

Foto:Reuters/Kuzmanovic
Wien - Fußball ist mitunter doch ein Wunschkonzert. Die Berliner Staatsanwaltschaft gab dem Antrag statt, gewährt dem ÖFB und der österreichischen Bundesliga Einsicht in die Akten zum Schiedsrichter-beziehungsweise Wettskandal in Deutschland. Das ist gelebte Nachbarschaftshilfe. Zur ungefähr 526. Erinnerung: Schiri Robert Hoyzer, der mehrere Partien manipuliert hat, erklärte bei den Vernehmungen sinngemäß, auch in Österreich sei geschoben worden, er führte konkret den Bundesligisten SW Bregenz an.

Infos aus Berlin

Am Montag wird Herbert Hübel, Präsident des Salzburger Verbandes, nach Berlin reisen und in den Ordnern schmökern. Elmar Marent, der Sicherheitsdirektor von Vorarlberg, weiß bereits seit gestern ein bisserl mehr, er erhielt von den deutschen Behörden eine Kurzinformation. "Sie ist nicht unbedingt inhaltsschwanger, konkret wird ein Torwart von Bregenz beschuldigt", sagte Marent dem STANDARD. Den Namen nannte er nicht, es handelt sich aber um den Bosnier Amir Tolja. Der wird bereits heute einvernommen. "Es werden von der Kriminalabteilung Ermittlungsschritte eingeleitet, die können zur Belastung oder auch zur Entlastung führen."

Bundesliga-Vorstand Georg Pangl weist den Vorwurf, man reagiere lasch bis gar nicht, zurück. "Sollen wir jeden Halbsatz von irgend einem Buchmacher oder Wettbürosprecher kommentieren?" Eine Sonderkommission stehe bereit, der gehören Vertreter des ÖFB, der Liga, Juristen und Schiedsrichter-Beauftragte an. "Am Montag folgt der Einsatz." Pangl legt im Gespräch mit dem STANDARD auf folgendes Wert: "Es ist bei uns kein Schiedsrichterskandal, auf unsere Unparteiischen können wir stolz sein. Wenn überhaupt, handelt es sich um einen Wettskandal." Sollten Beweise auf dem Tisch liegen, "dann gehört der Sumpf trockengelegt. Der Image-Schaden wäre enorm. Ich klopfe auf Holz, dass diese Geschichte noch im Sand verläuft."

Stronach hält still

Dass sich Liga-Präsident Frank Stronach in dieser Causa noch nicht zu Wort gemeldet hat, begründet Pangl so: "Er hat zu mir gesagt, Georg, mach du das, du bist der Vorstand." Über schiefe Optiken im heimischen Fußball, zum Beispiel plant Austria-Mäzen Stronach einen eigenen Wettkanal, wollte Pangl wirklich nicht sprechen. "Sie müssen mich verstehen, das geht nicht." Dass Wettanbieter Vereine sponsern (zum Beispiel gibt es den Erstligisten InterWetten.com, früher hieß der Klub ganz schlicht Untersiebenbrunn), sei bisher kein Problem gewesen. "Vielleicht wird es einmal eines."

Tolja gab eine eidesstattliche Erklärung ab. Seine kickenden Kollegen, Landsmann Asmir Ikanovic, der Kroate Vladimir Vuk und der Slowene Sasa Jakomin taten das auch. Die von Dejan Grabic fehlte gestern noch. "Aber er unterschreibt, das ist gar kein Thema, sonst hat er ein Problem", sagte Bregenz-Manager Josef Kaiser.

Neuauflage

In Deutschland wurde Schiri Hoyzer offiziell und vorläufig (eigentlich ist es endgültig) vom Spielbetrieb ausgesperrt. In Frankfurt am Main tagt heute das DFB-Sportgericht. Das von Hoyzer für 20.000 Euro manipulierte Pokal-Match zwischen dem Regionalligisten SC Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) könnte neu ausgetragen werden. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 11.02.2004)