Paris - Ein Pariser Sonderschöffengericht hat am gestrigen Freitag sechs korsische Nationalisten wegen eines versuchten Bombenanschlags auf den linksgerichteten Bürgermeister von Bastia und Ex-Minister Emile Zuccarelli zu Haftstrafen von einem bis zehn Jahren verurteilt. Vor der Haustür des Bürgermeisters war im März 2002 ein Sprengsatz entdeckt und entschärft worden. Zuccarelli, führender Politiker der zur französischen Linkskoalition gehörenden linksliberalen Radikalsozialisten und ehemaliger Minister für den Öffentlichen Dienst, befand sich mit seiner Familie in dem Haus, als die Bombe auf den Treppenstufen abgelegt wurde.

Der 51-jährige Arzt Gérard Cianelli und der 32-jährige Flohmarkthändler Herve Santelli, die sich seit zweieinhalb Jahren in Beugehaft befinden, wurden zu jeweils acht und zehn Jahren unbedingter Gefängnisstrafe verurteilt. Der Arzt hatte gestanden, die Bombe hinterlegt zu haben, der zweite hatte gestanden, das Attentat geplant und vorbereitet zu haben. Vier weitere Männer zwischen 22 und 35 Jahren, die während der Hinterlegung der Bombe Wache standen, müssen zwischen acht Monaten und zwei Jahre hinter Gitter.

In der Nacht auf den 24. März 2002 war nur der Initialzünder der Bombe explodiert, was einen begrenzten Sachschaden verursacht hatte. Das von sieben Berufsrichter zusammen gesetzte Sonderschöffengericht war milder als Generalstaatsanwalt Francois-Louis Coste, der für die beiden Hauptschuldigen zwölf Jahre Haft und für die vier anderen Mittäter ein bis zwei Jahre Haft beantragt hatte. Die Höchststrafe für die Tat beträgt in Frankreich 30 Jahre.

Seit Mitte der siebziger Jahre führen korsische Separatisten einen bewaffneten Kampf für die Loslösung der Mittelmeerinsel von Frankreich. Zuccarelli gilt als entschiedener Kritiker der korsischen Unabhängigkeitsbewegung. (APA)