Schüssel verwies in diesem Zusammenhang primär auf die Tatsache, dass seit der letzten PISA-Studie vor drei Jahren "die Zahl der Schüler mit Migranten-Hintergrund von 9,6 auf fast 14 Prozent um fast die Hälfte gestiegen ist". Das sei ein Problem und zeige wie wichtig dieses Thema sei. PISA-Sieger Finnland habe dagegen nur zwei Prozent Migranten-Kinder. Es stelle sich die Frage, was man tun könne, um diese Kinder entsprechend zu fördern.
"Zwang notwendig"
Gorbach plädierte dafür, vor dem Schuleintritt ein Vorschuljahr mit Schwerpunkt Deutsch zu etablieren. Für österreichische Kinder bzw. Migranten-Kinder, die gut Deutsch sprechen, solle dies freiwillig sein, bei Ausländern mit Sprachmängeln sei hingegen "Zwang notwendig". Auch Migranten-Mütter müssten verpflichtend Deutschkurse besuchen. Weiters plädierte Gorbach für freiwillige Nachmittagsbetreuung für Pflichtschulkinder sowie die verpflichtende Fünf-Tage-Woche in den ersten neun Schulstufen. Im Lehrerbereich müssten sich Experten ansehen, wie die Pädagogen einen Nachweis über laufende Fortbildung erbringen könnten.
Der Bundeskanzler verwies in seinem Eingangs-Statement auf verschiedene Studien und Umfragen, die - im Unterschied zum Ergebnis der PISA-Studie - dem Schulsystem ein gutes Zeugnis ausstellen würden. Dies sei aber "kein Grund für Selbstzufriedenheit, wir müssen besser werden". Um das zu erreichen, dürften keine Schuldzuweisungen vorgenommen werden, "sondern wir müssen uns alle selber bei der Nase nehmen", so Schüssel. Er sprach sich auch dagegen aus, die "Kinder nur auf Grund der PISA-Studie zu drillen", denn "die soziale Kompetenz sei mit Abstand das größte Lernhindernis". So könne sich eine große Zahl an Schülern nicht mehr in eine Gruppe eingliedern, meinte Schüssel, der bei diesem Problem der Familie eine wichtige Rolle einräumt.
Abschaffung der Zwei-Drittel-Mehrheit begrüßt
"Begrüßt" werden von Schüssel die Initiativen von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) zur "Abschaffung von Barrieren", womit der Kanzler auf den Vorstoß zur Abschaffung der Notwendigkeit der Zwei-Drittel-Mehrheit zur Änderung von Schulgesetzen anspielte. Damit könne man sich "nicht mehr verstecken, sondern muss argumentieren".