Eigentlich ging es ja um die Schule. Doch was vor allem vom Reformdialog zur Bildung übrig bleibt, ist, dass die Regierung ausländische Mütter und ihre Kinder zum Deutschlernen zwingen will, auf dass die Mami aus dem hintersten Dorf in Anatolien oder aus Ex-Jugoslawien mit ihren Kleinen in der "Verkehrssprache" des Landes brav für die Schule lernen kann. Damit die lieben Migrantenkinder - deren Anteil, nicht wie Kanzler Schüssel meinte, stark gestiegen ist, sondern bei Pisa 1 schlicht unterrepräsentiert war - beim nächsten Mal nicht wieder Österreichs Pisa-Ergebnisse durch ihr mangelndes Deutsch anpatzen. So die Lesart der Regierung, die die Ausländerpolitik als Hebel für bessere nationale Schulerfolge zu erkennen meint.

Der Deutschlernen-mit-Zwang-Vorschlag von Kanzler Schüssel und Vizekanzler Gorbach hat einen schalen Beigeschmack. Denn natürlich ist Sprache das zentrale Mittel für Kommunikation und gesellschaftliche Integration. Aber sie ist bei Weitem kein Ersatz für echte Integrationspolitik. Vor allem aber wird durch die Verquickung der Themen Ausländerpolitik und Schulreform der Eindruck erweckt, dass es die Kinder aus Migrantenhaushalten seien, die für das "mittelmäßige" Abschneiden Österreichs verantwortlich seien. Was erstens nicht stimmt und zweitens den Blick von den eigentlichen Problemen in der Schule weglenkt.

Kanada etwa hat einen höheren Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund und schafft viel bessere Ergebnisse. Kanada betreibt aber auch eine andere Integrationspolitik. Noch so perfekte Sprachkenntnisse sind kein Garant für gute Schulerfolge. Das zeigt sich an den schlechten Werten auch der Kinder mit deutscher Muttersprache. Deutsch allein reicht nicht, um das Schulsystem zu reformieren oder echte Integration zu leben.

(Lisa Nimmervoll/DER STANDARD-Printausgabe, 15.2.2005)