Die Entscheidung des Schweizer Schiedsgerichts im Streit um die "Kronen Zeitung" zwischen Hans Dichand und der deutschen WAZ ist auch in zahlreichen deutschen Medien Thema. So berichten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) sowie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) von einem Tauziehen um die Veröffentlichung des Schiedsspruchs in der heutigen "Krone". Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Entscheidung für Dichand die Pattsituation im Konflikt zwischen Wien und Essen prolongiert.

"Stillgestanden"

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt unter dem Titel "Stillgestanden" von einem "Sieg mit Tücken". "Während sie in Essen - auch wenn man durchaus geknickt ist, dass Dichand senior bleibt - davon sprechen, dass die Sache ausgegangen sei wie das Hornberger Schießen, scheint Hans Dichand den Spruch als Sieg auf ganzer Linie zu sehen. So jedenfalls stellte er es gestern der Redaktion der 'Kronen-Zeitung' gegenüber dar. Gemeinsam mit seinem Chefredakteurssohn stürmte er in die Konferenz und wollte dafür sorgen, dass die 'Krone' mit der entsprechenden Schlagzeile aufmache: Schiedsgericht gibt Dichand recht. Michael Kuhn, der zweite, von der WAZ eingesetzte Chefredakteur, soll sich dagegen ausgesprochen haben, den Streit der Gesellschafter auf dem Titel der Zeitung zum Thema zu machen."

"Pattsituation"

Im Fall der Schlagzeile habe sich Dichand durchgesetzt. "Ansonsten schlägt sich im Blatt die allgemeine Pattsituation nieder, die die WAZ durch die Anrufung des Schiedsgerichts auflösen wollte: Die Redaktion wird immer älter, die Anmutung der Zeitung ebenfalls und die Leserschaft selbstverständlich auch. Die Gewinne wiederum sind immer noch hoch - von 25 Millionen Euro pro Jahr ist die Rede -, sollen in den letzten Jahren jedoch drastisch gesunken sein. Die Bezüge des Hauptgeschäftsführers Dichand hingegen, der ein Gehalt und einen Vorabgewinn ausgezahlt bekommt, machen ... 713.000 Euro an Vorabgewinn pro Monat aus", so die FAZ.

"Wiener Blut"

"Dies und der Umstand, dass die Fellner-Brüder ein neues Blatt für Österreich planen. Und auch, dass gerade jetzt eine neue Zeitung namens 'Die Stadt' erscheint, welche die Schwiegertochter von Hans Dichand führt, schüren den Unmut der WAZ-Manager, die mit der 'Krone' in Österreich verfahren wollen, wie sie es mit ihren Erwerbungen in anderen Ländern auch tun: nicht nur Geld geben und sehen, sondern gestalten, formal und inhaltlich, nicht zuletzt, damit sich die Investition auszahlt."

Die "Süddeutsche" titelt ihren Beitrag über den "Krone"-Konflikt mit "Wiener Blut", beginnt mit einer Schlüssellochszene und kommt letztlich zum Schluss, dass der Kampf um Österreichs größte Tageszeitung wohl weiter gehen werde: "Dienstag morgen, Redaktion Kronen-Zeitung in Wien: Es muss ein fulminanter Auftritt des Verlegers gewesen sein. Hans Dichand, 84, kam nach Erzählungen von Krone-Leuten freudig-beschwingt mit Sohn Christoph in die Schreibstuben und verkündete: Ja, ich habe gesiegt." Ein Wiener Verlagsbeobachter lästert laut SZ indes, dass die Widersacher "mit den Füßen einbetoniert worden" seien.

Abziehender "Pulverdampf"

"Das Schweizer Urteil legitimiere auf 100 Seiten den Stillstand. Auf der einen Seite ein verdienter Verleger, der ohne WAZ-Plazet wohl keine Stiftung errichten könne, die den Erben Erbschaftssteuer spart. Auf der anderen Seite ein Großkonzern, der auf die Kapricen eines Solisten achten muss. Der Pulverdampf verzieht, das Misstrauen bleibt. Etwa, weil die Deutschen bei der 'Krone' die Einstellung der Gratiszeitung 'U-Bahn-Express' durchsetzten - und nun beim ähnlichen gestrickten Blatt 'Die Stadt' Christoph Dichands Frau Eva Geschäftsführerin ist", heißt es in der "Süddeutschen" weiter. (APA)