Wien - Betracht man die Bundestheaterholding als normales Unternehmen, ist dessen Situation auf den ersten Blick positiv. Geschäftsführer Georg Springer greift bei der Beschreibung denn auch auf Begriffe wie "schlank", "topfit" und "bei bester Kondition" zurück. Konkret: Der Jahresgewinn konnte gegenüber dem Vorjahr von 1,07 auf 2,58 Millionen Euro gesteigert werden. Dank der Staatsopern-Reserven beträgt der Bilanzgewinn nun acht Millionen.

Seit der Ausgliederung 1999 seien auch mehr als 200 Beschäftigte abgebaut worden (derzeitiger Stand: 2521). Und trotz mehrfacher Bezugserhöhungen in der abgelaufenen Saison halten die Personalkosten bei einem Prozent unter jenen der Saison 1999/2000. Dies alles sei trotz des Nicht-Ausgleichs der jährlichen Inflation und der Bezugserhöhungen geschafft worden.

Doch genau diese ausbleibende steigende Zuwendung durch den Subventionsgeber zeigt, dass die Holding eben kein normales Unternehmen ist und deshalb vor ziemlichen Zukunftsproblemen steht. Zwar konnten die Finanzprobleme von Volksoper und Burgtheater dank einmaliger Verwendung von Mitteln aus dem Instandhaltungsbudget gelöst werden. Aber Springer zweifelt, ob es angesichts der seit der Ausgliederung nie erfolgten Erhöhung der Basisabgeltung (133,6 Millionen Euro) 2005/06 noch möglich sein wird, klarzukommen.

Entsprechende Vorschläge sollen bis März ausgearbeitet werden - auch einnahmeseitige Maßnahmen (Preiserhöhungen) sind möglich. Und: Springer macht deutlich, dass seine im November getätigte Aussage "Es wurde und wird niemandem etwas weggenommen" nur für die derzeitige Saison gegolten habe:

Ob die Gewinne der Staatsoper im kommenden Geschäftsjahr eventuell doch den anderen Häusern zugute kommen, könne er nicht mehr ausschließen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, auch der Eigentümer habe sich dazu noch nicht zu Wort gemeldet. Er habe Verständnis für die allgemeine Sparnotwendigkeit, allerdings "gibt es Extrawürste, die gebraten werden", sagte Springer und verwies auf die Museen, die für Sicherheitsmaßnahmen Zusatzmittel erhielten:

"Was ist mit unseren Sicherheit? Es ist uns nicht mehr zumutbar, die Bezugserhöhungen aus dem operativen Budget zu finanzieren." In die Situation der Mailänder Scala, die zurzeit mit einem 17-Millionen-Defizit zu kämpfen habe und von der Staatsoper wegen einer nicht geleisteten Zahlung geklagt würde, dürfe man nicht kommen, so Georg Springer. (tos / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.2.2005)