Bregenz - Gemeindepolitik ist in Vorarlberg Männersache. Nur 229 oder 13 Prozent der 1752 Gemeindevertreter sind weiblich. Am 2. April wird sich nicht viel ändern. Denn der Frauenanteil auf den Parteilisten ist nur geringfügig gestiegen. Für die Bürgermeister-Direktwahl bewerben sich 13 Frauen (von 142 Kandidaten). Bürgermeisterin hat Vorarlberg eine einzige, Anna Franz (VP) in Bezau.
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Vorarlbergs einzige Bürgermeisterin: Anna Franz
"Die Annahme, dass Frauen auf der untersten politischen Ebene, also im Gemeinderat, politisch eher reüssieren können, als auf Landes- und Bundesebene, entspricht nicht der Realität", schreibt Susanne Feigl im aktuellen Frauen-Situationsbericht. Feigls Begründung: "Patriarchale Strukturen halten sich auf Gemeindeebene deutlich länger." Feldkirchs grüne Stadträtin Sabine Mandak weiß, wie lange. Seit 1281 herrschen in der Montfortstadt konservative Bürgermeister, hat sie herausgefunden. "Nach über 700 Jahren ist die Zeit reif für Veränderung", meint die Landtagsabgeordnete und kandidiert für das Bürgermeisteramt. Für die Funktion bringe sie Erfahrungen und Wissen mit, die allen ihren "über 100 Vorgängern" fremd waren: Zwölf Jahre Familienarbeit und parallel dazu Studium, Krankenpflege, Arbeit als Erwachsenenbildnerin und Hausfrau, "daneben ständig steigend: politische Arbeit, elf Jahre insgesamt." Ein "buntes Leben in Vielfalt" sei, so Mandak die beste Schule für das Bürgermeisteramt. Auf die Erfahrungen von Frauen wird in vielen Gemeindestuben noch gänzlich verzichtet: In 20 von 96 Gemeinden herrscht reine Männerwirtschaft. In den ländlichen Bezirken Bregenz und Bludenz beträgt der Frauenanteil zwölf bzw. zehn Prozent. Den höchsten Frauenanteil weist der Bezirk Dornbirn mit einer Quote von 35 Prozent auf. Die meisten Kommunalpolitikerinnen haben mit einer Quote von 36,7 Prozent grüne und grünnahe Listen. VP, FP und SP liegen mit 15,4 %, 15,8 % und 17,6 % Männerkopf an Männerkopf. Die Gemeindevertretungswahlen vom 2. April sollen Besserung bringen. Die Grünen haben ihren Kandidatinnenanteil auf 46 Prozent gesteigert, die Sozialdemokraten auf 24, die Freiheitlichen auf knapp18 und die Konservativen auf knapp 17 Prozent. Durch ein neues Vorzugsstimmensystem sollen Streichorgien, die vor allem Frauen betroffen haben, verhindert werden. (jub)