Neustrukturierung der Lehre, intensives Bemühen um Jungwissenschafter und veränderte Parameter bei der Widmung von Professuren: An diesen Prinzipien will sich die Uni Wien orientieren.

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Wien – Neustrukturierung der Lehre, intensives Bemühen um Jungwissenschafter und veränderte Parameter bei der Widmung von Professuren – das lässt sich im Wesentlichen aus dem 73 Seiten starken, in Manager-Jargon abgefassten, "Entwicklungsplan 2010" der Universität Wien herauslesen. Der Plan gilt als Basis für die erste Leistungsvereinbarung zwischen Uni und Ministerium, welche die Mittelvergabe für 2007 bis 2009 festlegt. Zuvor muss das Papier des Rektorats, das dem Standard vorliegt, vom Universitätsrat genehmigt werden.

Aus dem Inhalt: Entsprechend der "Europäischen Studienarchitektur" wird ein "Wechsel von der Lehrzentriertheit zur Lernzentriertheit" angestrebt. Statt den Semesterstunden zählt dann der "student workload", also die Gesamtleistung der Studierenden in den einzelnen Modulen. Bei der Neuerstellung von Curricula im Rahmen des Bologna-Prozesses strebt die Uni Wien "wenige und fachlich breite Bakkalaureatsstudien" an. Ein differenziertes Modulsystem mit der Möglichkeit zu Schwerpunktsetzungen soll den Weg in den Beruf oder ein weiterführendes Magisterstudium ebnen.

Besonders wichtig scheint der Uni-Leitung die Multidisziplinarität. Rektor Georg Winckler will dafür auf Doppel- und Tripelprofessuren setzen, also disziplinübergreifende Forschungsstellen, die "an der Schnittstelle zwischen maximal drei bestehenden Fachbereichen" eingerichtet sind. Auch mittels "Forschungsplattformen" sollen "Wissenschaftsgrenzen" überwunden und "neue Forschungsfelder" erschlossen werden.

Für jene Studienrichtungen allerdings, die eine geringe Absolventenzahl und womöglich auch hohe Investitionskosten (für Geräte, Labors, etc.) haben, könnte es eng werden: Im Entwicklungsplan werden naturwissenschaftliche Fächer wie Physik oder Chemie als Beispiel für jene Sparten angeführt, wo eine Nachbesetzung von Professuren nur in jenen (Teil-)Fächern sinnvoll sei, "in denen an der Universität Wien bereits international hervorragend ausgewiesene wissenschaftliche Kompetenz besteht". Neuerungen gibt es auch für Jungwissenschafter: Sie sollen als Angestellte mittels "Initiativkollegs", also 12 strukturierten und von einem Team betreuten Doktoratsprogrammen, an den Forschungsbetrieb herangeführt werden. (Karin Moser/DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.2.2005)