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Die wirklich "dicken Dinger" in der Geschichte der menschlichen Arterhaltung zeigt der Schandpranger der TV-Unterhaltung: Super RTL. Dort stopfte man kürzlich den Kanal voll mit Sondersendungen zur in stressberuhigten Wohlstandszonen grassierenden Fettleibigkeit. Gezeigt wurden Dreijährige zwischen 48 und 66 Kilo Lebendgewicht, die zum Frühstück die ersten drei Koteletts abgebraten bekommen – garniert mit Schraubennudeln und verzücktem Elternlächeln.

Das Bübchen werde sonst quengelig, sprach die Frau Mama! Nie wurde deutlicher, dass die Zugehörigkeit zur besitzenden Klasse an der konsequenten Verleugnung jener Pfunde hängt, die man sich, weil man sie sich jederzeit beschaffen kann, auch nicht mehr anzufressen braucht.

Nehmen wir zum Exempel Harald Schmidt: Der wird immer noch dünner – und besser. Legt sich unter Vorspiegelung eines Grippehustens auf ein Krankenbett und lässt Adlatus Andrack die Gags von der Pappe herunterlesen. In der Markierung von Hinfälligkeit äußert sich die nonkonformistische Intelligenz.

Dazu passte auch, dass sich Schmidt vorgestern als Hitler verkleidete: Er wolle "den Anfängen wehren". Also sprach sich der "Gröfaz" höchstpersönlich gegen den Faschismus aus.

Klar: Hierdurch wird unbekömmlich, was unverdaubar bleibt. (poh/DER STANDARD; Printausgabe, 19./20.2.2005)