Prag/Moskau/Warschau/Kiew - Die grundsätzliche Einigung bei den Verhandlungen zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter ist am Freitag in Osteuropa mit Zufriedenheit aufgenommen worden. Der stellvertretende polnische Außenminister Jerzy Kranz bewertete das Ergebnis gar als "großen Erfolg". "Das Geld kann für viele Rentner eine reale Unterstützung in einer äußerst schweren finanziellen Lage sein", sagte auch der stellvertretende Leiter des russischen "Fonds für Verständigung und Versöhnung", Pjotr Margijew. "Ohne die gute Zusammenarbeit der mittel- und osteuropäischen Länder wäre es nie zu einer so guten Einigung gekommen", betonte der tschechische Verhandlungsführer Jiri Sitler am Freitag. Der Diplomat lobte besonders "die deutsche Öffentlichkeit, weil sie mit diesem Problem monatelang verantwortungsvoll umgegangen" sei. Jacek Pajak, stellvertretender Vorsitzender der polnischen "Stiftung Versöhnung", sagte in Warschau, jetzt komme es darauf an, dass das Geld so schnell wie möglich vollständig und nicht in Raten zu den Opfern komme. Kritik aus der Ukraine Trotz aller Zufriedenheit betonte Margijew in Moskau, dass "diese Gelder die unmenschlichen Leiden der Gefangenen des Dritten Reiches nicht wieder gut machen" könnten. Nach seinen Angaben sollen die russischen Opfer eine einmalige Zahlung zwischen 3000 und 15.000 Mark erhalten. Insgesamt würden etwa 400.000 Russen entschädigt werden, sagte Margijew. Für die tschechischen NS-Opfer nannte Sitler ähnliche Zahlen. "Aber wir müssen zunächst noch eine Menge Registerarbeit leisten", unterstrich der Diplomat in Prag. Nur teilweise zufrieden zeigte sich der Vorsitzende des ukrainischen Verbandes der NS-Opfer, Igor Luschnikow. "Die Höhe der Entschädigung ist niedriger als wir dachten, wenn man nur einmal die Summe für Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft ansieht", sagte Luschnikow am Freitag in Kiew. Angesichts des Abschlags, den die Ukraine erhalten wird, könne man diesen Opfern nur etwa 1000 Mark (511 Euro/7.036 S) zahlen. "Meiner Meinung nach ist das eine unangemessen niedrige Summe." Vertreter der deutschen Industrie, der Bundesregierung, jüdischer Verbände und Delegationen aus Ost- und Mitteleuropa hatten nach monatelangen Verhandlungen am Donnerstag in Berlin eine Einigung über die Aufteilung der Entschädigungsgelder erzielt. Insgesamt werden für die individuelle Entschädigung 8,25 Milliarden Mark bereitgestellt. (APA/dpa)