Netzpolitik
Die Verbrechen der Zukunft
Ein Bericht für die britische Regierung geht davon aus, dass der Diebstahl der Identität in der Informationsgesellschaft zum Hauptverbrechen wird.
Für die britische Regierung hat das Foresight Crime Prevention Panel einen Bericht über die
Zukunft der Kriminalität verfasst, berichtet Heise
. Was da als "Just around the corner" aufgeführt wird, mag
allerdings in manchen Fällen doch noch einige Zeit dauern.
Hightech-Crime
Kriminalität wird für die Futurologen in Zukunft mehr und mehr mit Hightech geschehen. So soll
beispielsweise Diebstahl immer weniger die immer besser elektronisch geschützten
physischen Gegenstände einschließlich des Geldes betreffen, da die Entwendung der
persönlichen Identität des Besitzers in Form von PIN-Nummern, Kennworten oder auch
biometrischen Identifikationen wichtiger wird, um Geräte überhaupt nach dem Diebstahl
verwenden zu können oder an Geld heranzukommen. Das anonyme Bargeld wird zugunsten
des virtuellen Geldes etwa in Form von intelligenten Kreditkarten sowieso allmählich
verschwinden.
Möglicherweise sei der Kriminelle der Zukunft nicht mehr ein Jugendlicher oder junger
Menschen, sondern ein Mensch über 55 Jahren, da in der Hightech-Welt körperliche Stärke
keine Rolle mehr spiele: "Da die Menschen länger leben und früher in die Rente gehen
werden, könnte ihnen eine konstruktive Aufgabe in der Gesellschaft fehlen ... Weil sie viel Zeit
haben, gibt es keinen Grund, warum nicht eine zunehmende Zahl von Kriminellen aus der alten
Bevölkerungsschicht kommen sollte."
Weil die Geräte besser durch Chips, vielleicht in Zukunft auch durch die "Implantation" von
biometrischen Daten wie dem Irismuster des Besitzers, gesichert werden können, werden
neben dem Betrug im Internet die Verwendung von gefälschten Identitäten oder die
Entwendung der Identität durch Gewaltandrohung zu neuen Bereichen krimineller Aktivitäten.
Wissen
Und weil materieller Besitz immer schwieriger zu stehlen sein wird, könnten sich die
benachteiligten Menschen, die nicht über genügend Wissen in Informationstechnologien
verfügen, noch stärker der Gewalt und der Zerstörung zuwenden. Zwar könne man durch die
Gentechnologie und die Anlage von Gendatenbanken die Identität von Kriminellen besser
feststellen, aber auch hier wird es zur Gegenaufrüstung kommen, indem sich die Täter
dagegen schützen. Sie könnten etwa Arsen oder Sprengstoff gebrauchen, um DNA-Spuren
am Ort des Verbrechens zu verwischen. Allerdings werden die Erkennungstechnologien
immer besser, schließlich werde man die Identität eines Kriminellen nicht nur an
Fingerabdrücken, an der Sprache oder an DNA-Spuren, sondern im Falle von
Überwachungskameras auch an der Körpergestalt oder der Bewegung oder sogar am
Geruch erkennen können. Über eine Geruchserkennung ließen sich Kriminelle sogar aus
großen Menschenmengen herausfischen.
Mit neuen Techniken könnten Kriminelle aber beispielsweise im Drogenhandel auch anders
vorgehen. Nanotechnologie etwa eröffnet für die Futurologen die Möglichkeit, kleinste Mengen
an Ort und Stelle zu erzeugen. Möglicherweise jedoch sind Drogen in Zukunft gar nicht mehr
notwendig, weil sich ähnliche Rauscheffekte durch "elektronische Bilder" herstellen ließen.
Der britische Wissenschaftsminister Lord Sainsbury ist der Meinung, dass die heutige
Forschung und Entwicklung aber auch zu den Produkten führen wird, mit denen man in Zukunft
die Verbrechen verhindern könne: "Wir müssen jede Chance ergreifen, um Wissenschaft und
Technik zur Reduzierung der Kriminalität und zur Verbesserung unserer Lebensqualität
einzusetzen." Auch der britische Innenminister setzt auf die Technik: "Indem wir uns
vorzustellen versuchen, wie Kriminalität in Zukunft aussehen wird, sind wir bereits einen Schritt
weitergekommen, sie zu verhindern." Der Bericht gibt allerdings auch zu bedenken, dass zwar
die Menschen immer mehr Techniken in ihrem Alltagsleben verwenden, aber möglicherweise
immer weniger wissen werden, wie sie funktionieren, wodurch die Gesellschaft von einer
kleinen Wissenselite abhängig werden könnte.(heise)