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Stanislav Gross gerät wegen zwielichtiger Immobiliengeschäfte seiner Gattin immer mehr unter Druck.

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Der Nervenkrieg um das Schicksal der tschechischen Regierungskoalition von Premierminister Stanislav Gross geht weiter.

Beide Akteure des seit Tagen dauernden koalitionsinternen Streits, der sozialdemokratische Ministerpräsident Gross und der Chef der Christdemokraten, Miroslav Kalousek, waren am Donnerstag erneut bei Tschechiens Präsident Václav Klaus vorstellig geworden, nachdem am Tag zuvor ein Streitschlichtungsversuch gescheitert war.

Der Regierungschef meinte nach seinem Treffen mit dem Präsidenten, die Chancen für eine Beibehaltung der Koalition in ihrer derzeitigen Form seien gering, sollten die Christdemokraten ihre Haltung nicht ändern und auf ihren Forderungen beharren.

Grund für das seit zwei Wochen dauernde Zerwürfnis zwischen beiden Parteien sind die zahlreichen Affären, in die der Regierungschef, bzw. seine Gattin Šárka verwickelt sind und in denen es um Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Erwerb von Immobilien geht. Die Christdemokraten verlangten von Gross zunächst die Angelegenheiten zu erklären.

Seit dem jedoch tschechische Medien in den letzten Tagen weitere Enthüllungen, vor allem über die Verstrickungen von Šárka Grossová veröffentlichten, fordern die Christdemokraten den Rücktritt des Regierungschefs.

Da aber eine Demission des Premiers auch die ganze Regierung zu Fall bringen würde, wiederholen die Christdemokraten immer wieder, sie wollten sich am Regierungsbündnis mit den Sozialdemokraten und der liberalen Freiheitsunion weiter beteiligen.

Die Sozialdemokraten stellten sich demonstrativ hinter ihren Chef. Gross selbst gab den Christdemokraten ursprünglich bis Mittwoch Zeit sich entweder für den Verbleib oder für das Verlassen der Regierung zu entscheiden. Die sozialdemokratische Fraktion rief indes Gross auf, bei Präsident Klaus die Entlassung der drei christdemokratischen Minister zu beantragen. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2005)