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London/Turin - Eine italienische Studie hat bei Fußballprofis ein erhöhtes Risiko für das seltene tödliche Nervenleiden ALS (amyotrophe Lateralsklerose) festgestellt. Adriano Chio und Kollegen von der Universität Turin hatten Krankenakten von 7.000 italienischen Erst- und Zweitligaprofis aus den Jahren 1970 bis 2001 ausgewertet. Statt der statistisch erwarteten 0,8 Fälle des unheilbaren Nervenleidens stießen sie auf fünf ALS-Fälle. Über die Ursachen dieses erhöhten Risikos können die Forscher bisher nur spekulieren.

Die nach strengen Maßstäben ausgeführte Studie ist im Fachjournal "Brain" veröffentlicht und stützt nach einem Bericht des britischen Magazins "New Scientist" die zufällige Beobachtung einer Häufung von ALS-Fällen bei italienischen Fußballern. Vor einigen Jahren waren während einer Doping-Untersuchung unter 24.000 Spielern überraschend 33 ALS-Fälle entdeckt worden.

Erklärungsversuche

Möglicherweise könnten Kopfverletzungen das zweifellos auch von den Genen abhängige Nervenleiden auslösen, sagte der Londoner Psychiater Ammar Al-Chalabi, der die Studie in "Brain" kommentiert, dem "New Scientist". Auch Dopingmittel oder andere Gifte könnten eine Rolle spielen. Es sei allerdings auch möglich, dass ALS-anfällige Menschen eher im Sport zu finden sein. "Es könnte eine Eigenschaft in ihrer neuromuskulären Ausstattung geben, die sie nicht nur zu guten Sportlern macht, sondern auch anfällig für ALS." Eine ähnliche Untersuchung hatte kürzlich ein erhöhtes ALS-Risiko bei US-Soldaten ergeben. Mit der Zahl der Kriegseinsätze stieg die Krankheitsrate.

Die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine degenerative Nervenerkrankung, deren Ursachen weitgehend unbekannt sind. Das voranschreitenden Leiden zerstört Nervenzellen, die für die Steuerung von Bewegungen zuständig sind, und führt so zu Lähmungen. Bewusstsein und intellektuelle Fähigkeiten werden nicht beeinträchtigt. Die Krankheit endet nach mehrjährigem Verlauf in der Regel tödlich. Berühmte Patienten sind der britische Physiker Stephen Hawking und der Maler Jörg Immendorff.(APA/dpa)