Heute tritt Breton trotzdem das Amt des Wirtschaftsministers an. Als scheidender France-Télécom-Chef verzichtet er sogar auf eine Abgangsentschädigung. Und im Unterschied zu seinem Vorgänger Hervé Gaymard, der am Freitag über eine Affäre um eine Pariser Luxuswohnung stolperte, ließ Breton gleich verlauten, er besitze in Paris eine bescheidene Wohnung im 14. Randbezirk.
Was bewegt den gebürtigen Pariser also, sich mit einem Job abzufinden, der ihm nicht einmal erlaubt, die Steuern seines bisherigen Gehalts zu zahlen? La politique! Staatschef Jacques Chirac, Premierminister Jean-Pierre Raffarin und UMP-Parteichef Nicolas Sarkozy - allesamt persönliche Freunde Bretons - hatten ihn offenbar bestürmt.
Das Image der Regierung sei im Eimer, und den Staatsfinanzen gehe es nicht viel besser, beteuerten sie dem Troubleshooter aus der Privatwirtschaft. Breton hatte schon früher gesagt, er denke nicht nur als Aktionär, sondern auch als Staatsbürger. Mit anderen Worten: Wenn ihn die Republik zu Hilfe ruft, kann er nicht ewig abseits stehen.
Zu diesem Zweck lässt er sogar die erst halb sanierte France Télécom zurück. Immerhin hat er deren astronomische Schulden von 70 Milliarden Euro bereits um zwei Fünftel gedrückt und 25.000 Stellen abgebaut. Seine Methode ist einfach und brutal: Er gibt seinen Managern sehr präzise Vorgaben, über die jeden Monat abgerechnet wird. Erfolg und Misserfolg lassen sich in Zahlen messen, behauptet der 50-jährige Ingenieur, der mit seiner Wuschelfrisur eher einem Studenten als einem arrivierten Minister gleicht.
Als junger Mann verfasste er Sciencefiction-Romane wie "Netwar" oder "Vatican III", die in mehrere Sprachen übersetzt wurden und in denen er zum Beispiel die inhärente Kraft eines Landes mit der Maßeinheit "TEC" maß - was so viel heißt wie "Tonnes équivalent cerveau", zu Deutsch etwa "Gehirnstärken".
Rasch bis in die Chefetagen von Großfirmen vorgestoßen, entriss er den Computerkonzern Bull 1993 dem drohenden Bankrott. 1997 päppelte er die totgesagte Elektronikherstellerin Thomson auf, und seit 2002 sanierte er France Télécom. Jetzt folgt allerdings das "Pièce de Résistance" - die französische Wirtschaft.