Autobauer wollen mit Billigautos Kauflust wecken

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Wien – Auf dem Genfer Autosalon setzen die Autohersteller in diesem Jahr mehr auf Vernunft und weniger auf Gefühl. Statt teurer Luxuswagen sind preiswerte Kleinwagen für weniger als 10.000 Euro die unangefochtenen Stars auf der ersten Autoschau des Jahres in Europa.

Viel Aufmerksamkeit zieht in Genf die französisch-japanische Allianz von Peugeot, Citroen und Toyota auf sich, die ihre kleinsten Modelle auf einer gemeinsamen Plattform bauen. Bereits vor der Messe hatte der in Rumänien produzierte Renault Logan für Schlagzeilen gesorgt.

Das Basismodell für Osteuropa soll 5000 Euro kosten, im Westen soll er für 7500 Euro auf den Markt kommen. Die Hersteller reagieren damit auf eine wachsende Zahl von Kunden, zwar ein wendiges Auto für die Stadt brauchen, aber wenig Geld dafür ausgeben können.

"Preisbewusste Käufer an, die trotzdem elegante Autos wollen"

Inzwischen sind die kleinsten Modelle mehr als quadratische Kästen mit karger Ausstattung. "Wir sprechen preisbewusste Käufer an, die trotzdem elegante Autos wollen", sagt Jean-Martin Folz, Chef der französischen PSA Peugeot Citroen.

"Wir betrachten das als einen neu entstehenden Markt, der Kunden anspricht, die kleine Stadtautos haben wollen, die zugleich multifunktional sind und gute Fahreigenschaften haben", sagt er. Selbst Audi-Chef Martin Winterkorn warf in Genf einen – wenn auch skeptischen – Blick in den Motorraum der Toyota-Variante unter dem Namen Aygo.

Keine kleinen Traumautos

Doch Traumautos werden die kleinen, billigen Modelle wohl kaum werden. "Der Kauf eines Kleinwagens ist nie mit Emotionen verbunden, das geschieht immer aus rationalen Gründen", sagt Produktmanager Neill Reeve vom japanischen Automobilhersteller Nissan.

Die Zusammenarbeit von Peugeot, Citroen und Toyota könnte Schule machen, denn mit Kleinwagen ist schwer Geld zu verdienen. "Die Kosten rechtfertigen sich erst, wenn ein Hersteller 100.000 Einheiten im Jahr verkauft", erklärt der Europa-Vizechef des südkoreanischen Herstellers Kia Motors, Jean-Charles Lievens.

Mit einer gemeinsamen Plattform sparen sich die Autobauer erhebliche Kosten. Smart und Mitsubishi hatten es mit dem Forfour und dem neuen Colt bereits vorgemacht.

Selbst US-Autobauer reagieren

Selbst die US-Autobauer, bisher nicht gerade für Kleinwagen bekannt, reagieren auf den neuen Trend. Der weltgrößte Autobauer General Motors stellte in Genf das Daewoo-Modell Matiz vor, das in Europa unter der ur-amerikanischen Marke Chevrolet verkauft wird. Der Matiz soll in der Grundausstattung rund 6000 Euro kosten und GM in Europa zu größeren Marktanteilen verhelfen.

Die Koreaner sind mit dem Picanto in Genf vertreten. Seit der Markteinführung vor acht Monaten habe Kia von dem Modell in Europa 58.000 Einheiten verkauft, sagt Leviens. "Ich schätze, nächstes Jahr erreichen wir die 100.000." Erfolg hat der Picanto besonders in Griechenland, Spanien und Dänemark.

In Deutschland habe er sich seit dem Start im April aber nur 6.000 Mal verkauft. "Aber wir denken dennoch, dass auch Deutschland gute Chancen bietet, denn angesichts der wirtschaftlichen Situation werden Kleinwagen sicher stärker als preiswerte Variante wahrgenommen werden."

Eingeschränkter Nutzen

Aber nicht alle Experten sehen in den Kleinstwagen einen nachhaltigen Trend. "Die kleinen Autos haben immer nur einen eingeschränkten Nutzen, typischerweise als Zweitwagen", urteilt Willi Diez, Autoexperte von der Fachhochschule Nürtingen.

"Wenn vier Erwachsene längere Strecken darin fahren, ist das einfach zu unbequem." Ihr Marktpotenzial sei begrenzt. In Deutschland hätten die Mini-Autos gerade mal ein Prozent Marktanteil. "Ich schätze, wenn es gut läuft, steigt der Anteil in fünf Jahren vielleicht auf 1,5 Prozent", sagt Diez. (APA/Reuters)