International
Gedenkfeier für ermordete NS-Zwangsarbeiter in Rechnitz
Im sogenannten "Kreutzstadl" wurden 170 jüdischen Zwangsarbeitern in den letzten Kriegstagen ermordet
Rechnitz - Am Sonntagnachmittag fand bei sogenannten Kreuzstadl in Rechnitz (Burgenland) die alljährliche
Gedenkfeier für die in den letzten Kriegstagen von örtlichen NS-Komandanten ermordeten 170 jüdischen Zwangsarbeiter
statt. Diözesanbischof Paul Iby und die Rechnitzer Pfarrerin Sieglinde Pfänder, die in Vertretung der auf Sonderurlaub
befindlichen Superintendentin Gertraud Knoll gekommen war, erinnerten an die Mitschuld der christlichen Kirchen an den
Verbrechen des NS-Regimes an den Juden.
Der stellvertredende Präsident der israelitschen Kultusgemeinde, Oscar Deutsch, mahnte zur Wachsamkeit gegenüber all
jenen, die wieder die Verbrechen des NS-Regimes als "Pflichterfüllung verharmlosen". Und er ging auch auf die Causa
Knoll ein und bezeichnete die Kampagne gegen sie als zutiefst verabscheuungswürdig. Paul Gulda von der Rechnitzer
Gedenkinitiative sprach die Hoffnung aus, dass der Kreuzstadl in Rechnitz zu einem Mahnmal für alle Opfer des Baues des
Südostwalles und der Unmenschlichkeit werden könne.
Das offizielle Burgenland war bei den Feierlichkeiten durch Landtagspräsident Erwin Schranz vertreten. Die 170 Juden
waren gegen Kriegsende zu Schanzarbeiten am Südostwall in Rechnitz eingesetzt. Nach einem Gelage gingen örtliche
NS-Komandanten zum Kreuzstadl, wo die Gefangenen untergebracht waren, trieben sie in die Nacht, ließen sie Gräber
ausheben und erschossen sie. Als die Munition ausging, wurden die letzten Überlebenden erschlagen. (APA)