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Orange scheint neuerdings auch in Chisinau en vogue. Die Opposition im Land trägt die Farbe der ukrainischen Revolution.

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Grafik: APA
Chisinau/Wien – "Schauen sie sich die russische Botschaft an, dann wissen sie wer hier das Sagen hat" – so kommentieren die Bürger auf den Straßen Chisinaus gern die politische Situation in ihrem Land. In der Republik Moldau geht nichts gegen Moskau, das symbolisiert der Botschaftspalast allemal. Und wenn es Politiker bisher doch versucht haben, dann war es effiziente Praxis der Russen, den Moldauern Strom und/oder Gas abzudrehen, um sie wieder zur Räson zu bringen. Dennoch: Vor den Wahlen am Wochenende gibt es so etwas wie Revolutionsstimmung im "Armenhaus Europas".

Eine Oppositionspartei marschiert, vom ukrainischen Vorbild inspiriert, mit orangen Flaggen durch die Hauptstadt Chisinau. Und selbst Präsident Wladimir Woronin, ein ethnischer Russe, scheint sich neuerdings von Moskau abwenden zu wollen. Zu Besuch bei Präsident Viktor Juschtschenkos in Kiew und bei Gesprächen mit Georgiens Präsidenten Michail Saakaschwili in dieser Woche in Chisinau, ließ er kaum Zweifel daran, dass sein Land nun in Richtung Brüssel und nicht mehr nach Moskau schauen wolle. Um größeren Spielraum zu bekommen, wollen Georgien, die Ukraine, Aserbaidschan und Moldau sogar ihre GUAM-Staatengruppe revitalisieren.

Unterwanderung

Gemeinsam mit Saakaschwili unterzeichnete Woronin zwei Dokumente: die "Chisinauer Deklaration über die Vorherrschaft demokratischer Werte" und die "Deklaration über ,schwarze Löcher' in Europa" (die abtrünnigen Provinzen Transnistrien, Abchasien und Süd-Ossetien betreffend). Viele Beobachter sehen diese als Kautelen, sollte sich das Gerücht bewahrheiten, Geheimdienstler der Russen und der prorussischen Separatistenrepublik Transnistrien würden umstürzlerische Demonstrationen im Land unterwandern wollen. Seit geraumer Zeit versuchen Moskau und Tiraspol bereits über die Medien Einfluss auf den Wahlausgang zu nehmen.

In jüngsten Umfragen haben die regierenden Kommunisten Woronins die Nase vorn, 49 bis 62 Prozent der Wähler – meist Ältere, die von wenig mehr als der Hand im Mund leben müssen und die sich nach alten Sowjetzeiten sehnen – unterstützen sie. Dem prorussischen Bündnis "Demokratisches Moldau" werden 15 bis 21 Prozent, der prorumänischen Christlich-Demokratische Volkspartei bis zu 20 Prozent prognostiziert. Ein Viertel der Wähler ist noch unentschlossen.

Für das Land hat die EU (wie für die Ukraine) einen Aktionsplan zur Annäherung an die Union erstellt. Eine Perspektive auf Mitgliedschaft hat Moldau aber nicht, bestenfalls auf privilegierte Partnerschaft in der "Neuen Nachbarschaftspolitik". (DER STANDARD, Christoph Prantner, Printausgabe, 5.3.2005)