Einstein lässt die Kassen klingeln: Hunderte Bücher tragen ihn im Titel. Bei manchem (Die Einstein-Diät) ist offensichtlich, dass allein aus dem Namen Kapital geschlagen werden soll. Einsteins Konterfei ziert T-Shirts und Krawatten, Schlüsselanhänger und Kaffeetassen. Selbst Strümpfe und Schirme hilft der bekannte Wuschelkopf zu verkaufen. Als Büste und Button gibt es ihn sowieso und auch unzählige Postkarten und Poster sind im Angebot. Viele davon tragen Zitate. So manches davon lässt sich Einstein nicht eindeutig zuordnen oder ist schlicht erfunden, wie Alice Calaprice, die Herausgeberin seines belegbaren Zitatenschatzes sagt.

Um sieben Euro gibt es Albert als Actionfigur, wie man sie eher von Superman oder Krieg der Sterne kennt. Umgerechnet zwölf Euro kostet ein Perücken-Schnurbart-Set. Dass derzeit eine breite Auswahl an Einsteinartikeln bei Ebay angeboten wird, könnte auch daran liegen, dass Roger Richman die Handelsplattform im Internet schon einige Zeit nicht mehr besucht hat. Jedes Mal, wenn er oder Mitarbeiter sich durch die Listen clicken, entdecken sie Produkte, die ohne Lizenz hergestellt sind. Dann geht rasch eine Abmahnung raus, und binnen kürzester Zeit sind die zweifelhaften Angebote aus dem Netz verschwunden.

Anfang der Achtziger kämpfte Richmond, ein studierter Jurist um die Schützbarkeit von Namensrechten für verstorbene Prominente. Der größte Tag seines Lebens war der 19. Juni 1984, als er mit Liz Taylor im Privatjet in die kalifornische Hauptstadt Sacramento flog, um dort das Gesetz durchzuboxen. Ein halbes Jahr nach dessen Inkrafttreten wurde er mit der Vermarktung der Einsteinrechte betraut, was auch ein wenig damit zu erklären ist, dass Richmans Vater ein Freund und politischer Weggefährte des engagierten Physikers war.

Unter 55 toten Prominenten - vorwiegend Filmschauspieler, einige Sportler, die Brüder Wright und Sigmund Freud - deren Rechte die in Hollywood ansässige Richman Agency vermarktet, dürfte Einstein der Ertragreichste sein. Einen kleinen, einstelligen Millionenbetrag, konkreter will Richman nicht werden, setze er jährlich mit den Einsteinrechten um. Die Veranstalter des Einsteinjahres oder Staaten, die Gedenkbriefmarken oder -münzen herausbringen, erhalten die Nutzungsrechte umsonst. Umsatz bringen vor allem große Werbekampagnen wie von Pepsi, IBM oder Apple oder wenn, wie neuerdings, Disney Lernspielzeug unter dem Logo "Baby Einstein" vertreibt.

Allerdings sind die Einnahmen allein im vergangenen Jahr um 650.000 Dollar Anwaltskosten geschmälert worden. Ausgerechnet im Einsteinjahr sind nämlich mehr als hundert Streitfälle um die mit seinem Namen verbundenen Rechte anhängig. Vor allem in Deutschland sieht Richman Markenpiraten am Werk. Sein Feldzug reicht von "Café Einstein"-Betreibern bis zur Bavaria Sonor, die Produkte rund um die Kinderserie Schloss Einstein verhökert. Ganz aktuell: Red Bull hat in mehreren Ländern Markenschutz für "Zweistein" registriert. Für Roger Richman ein klarer Fall, dass hier unter Umgehung von Lizenzgebühren Einsteins Bekanntheit versilbert werden soll. Aus dem Haus Red Bull heißt es, das Projekt Zweistein sei nicht weit genug, um öffentlich Stellung zu nehmen. Anders liegt der Fall bei dem italienischen Hersteller Filippi Domesti, der seinen neuen Ofen unter dem Namen Einstein vermarkten und dafür auch zahlen will, aber Richmans Ablehnung partout nicht versteht: "Nachdem Millionen Juden in KZs verbrannt wurden, ist die Vorstellung eines Einsteinofens unerträglich."

Den größeren Teil der Umsätze überweist er an die von Einstein als Erben eingesetzte Hebrew University in Jerusalem, wo sich auch das Albert Einstein-Archiv befindet. Der weltberühmte Physiker hat in seinem letzten Willen bestimmt, dass der gesamte Nachlass nach dem Tod seiner Privatsekretärin Helen Dukas nach Israel gehen sollte. Wer nachlesen will: ein Faksimile des Testaments gibt es bei Ebay. (Stefan Löffler/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6. 3. 2005)