Wien - Der neue Chef des unter Druck geratenen börsenotierten Computerspiele-Herstellers JoWooD, Albert Seidl, zeigt sich "verwundert" über die jüngsten Insolvenzgerüchte um sein Unternehmen.

Das Unternehmen habe im Vorjahr zwar Verluste geschrieben und schwimme daher nicht gerade in Geld. Über die Insolvenzgerüchte sei er aber "wahnsinnig verwundert" gewesen, sagte Seidl am Freitag im APA-Gespräch. Und weiter: "Ich glaube, dass wir die richtigen Maßnahmen umsetzen und dass das funktioniert."

Gespräche mit möglichen Vertriebspartner laufen

Am Vortag hatte das Unternehmen erklärt, dass das Management derzeit Gespräche mit potenziellen neuen Spiele-Verlegern in den USA führe. Dieser Verleger soll dann einen erheblichen Teil der Marketingkosten übernehmen und damit für eine Ausweitung des Absatzes in Übersee sicherstellen. Verhandelt wird laut Seidl mit mehreren möglichen Partnern. Wann abgeschlossen werde, sei noch offen. Es gehe darum, den Bestbieter zu finden, so Seidl.

Eine vitale Frage sei der Abschluss einer neuen Vertriebspartnerschaft aber nicht. "Ich würde nicht sage, dass wir nicht überleben können, wenn wir keinen Verleger finden", betonte Seidl. Gelinge kein Abschluss, müsse das Unternehmen eben "ressourcenschonender" planen. "Das ist wie mit dem Bundeshaushalt: Die Frage ist, ob es ein Sparpaket geben muss oder nicht", so der JoWooD-Chef.

Bilanz wird kommenden Dienstag vorgelegt

Details zur neuen Strategie will das Unternehmen kommenden Dienstag bekannt geben. Auf diesen Tag hatte das Management vergangene Woche überraschend die Bekanntgabe der Bilanz-Zahlen 2004 verschoben. Grund dafür sei gewesen, dass das Management die vergangenen beiden Wochen auf Grund der Verhandlungen in den USA verbracht habe. Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen des früheren Managements habe es nicht gegeben, versicherte Seidl, der Ende Jänner von der Capital Bank zu JoWooD gewechselt war.

RCB stellt Coverage ein

Dafür, dass die Analyseabteilung der RZB-Tochter Raiffeisen Centrobank (RCB) am Freitag die Coverage der JoWooD-Aktie eingestellt hat, zeigt Seidl als ehemaliger Investmentbanker Verständnis: "Das halt ich für normal. Ich hätte im Moment auch Probleme bei der Wertfindung für JoWooD." Gleichzeitig hoffe er aber, dass die RCB, wenn sich die neue Strategie klarer abzeichne, die Analyse wieder aufnehmen werde.

Das Unternehmen werde sich jedenfalls nach der Umbauphase dem Kapitalmarkt sicher wieder stärker zuwenden. An eine Kapitalerhöhung denke das Management aber derzeit nicht, sagt Seidl. (APA)