In Australien war am Sonntag Clean Up Day. Das Land wird einmal im Jahr so richtig rausgeputzt, die Bürger kehren Gehsteige, säubern Parks und Strände. Wobei erwähnt werden muss, dass dieser Termin keine Massenhysterie auslöst. Würden in Sydney vier Millionen Einwohner ("Sydney-Siders") die Straßen saugen, wäre der Lärm unerträglich, das Chaos vorprogrammiert. Abgesehen davon erstickt man hier auch an den restlichen 364 Tagen nicht im Dreck, die Müllabfuhr klappt. Der gewöhnliche Australier ist zudem kein Umweltschweinchen, das alles fallen und liegen lässt. Das Ignorieren des Clean Up Day wird strafrechtlich nicht verfolgt.

Draußen im Olympic International Tennis Centre war ebenfalls Kehraus. Da der Daviscup zwischen Australien und Österreich nach dem Doppel zugunsten der Gastgeber entschieden war, musste der Eintritt gezahlt habende Zuschauer die Partien Todd Woodbridge gegen Marco Mirnegg und Chris Guccione (ATP 280) gegen Alexander Peya erdulden. Debütant Mirnegg verlor tapfer und leicht gezerrt 3:6, 6:4, 5:7, der 34-jährige Woodbridge hat auf der Tour erst vor dreieinhalb Jahren sein letztes Einzel bestritten. Peya machte den Sack voll (3:6, 4:6) - Endstand 0:5.

Captain Thomas Muster zog den Schluss, "dass eigentlich nichts Großartiges passiert ist, wir haben auf Rasen verloren. Man sieht sich im September in der Relegation wieder. Wir sind dort, wo wir waren." Man dürfe das 0:5 weder schönreden noch müsse man sich verstecken. "Wir sind in der Weltrangliste an 13. Stelle, egal wie die Wertung zustande kommt. In welcher anderen Ballsportart ist Österreich so weit vorne platziert?" In keiner anderen.

Musters ausgetüfteltes Konzept ist nicht aufgegangen, die Welt hat trotzdem das Recht, es kennen zu lernen: Erst verliert Peya gegen Lleyton Hewitt (trat ein), dann schlägt Jürgen Melzer Wayne Arthurs (trat nicht ein), im Doppel wäre eine Überraschung vorgesehen gewesen (Knowle/Melzer scheiterten nach respektabler Leistung an Woodbridge/Arthurs). Melzer hätte gegen Hewitt verlieren dürfen (dazu kam es nicht mehr) und bei 2:2 wäre Julian Knowle in den Showdown mit Arthurs geschickt geworden. "Das hätte ein Nervenkrimi werden können", so Muster.

Von "Etablierung" in der Weltgruppe war die Rede, an diesem langfristigen wie kühnen Ziel hält der Captain fest. "Das Team passt. Aber Tennis lebt von guten Einzelpersonen. Nimmt man Australien den Hewitt weg, was bleibt über? Oder England den Henman?" Gesucht wird also ein Ausnahmekönner ("im Doppel sind wir dank Knowle weltgruppenwürdig"), Musters Kandidat heißt Melzer, vom verletzten und wegen Dopings gesperrten Stefan Koubek war in Sydney kaum die Rede. "Ich hoffe, dass Melzer den Sprung schafft. Er benötigt Selbstvertrauen, ihm muss der Knopf aufgehen."

Melzers Bilanz im Daviscup ist freilich (noch) eher bescheiden, als Solist hält er bei drei Siegen und elf Niederlagen (zum Vergleich Hewitt 26:5), im Duo steht es 1:6. Er werde an sich arbeiten, gelobte der 34. im ATP-Computer. "Ziel muss sein, auf Abruf das beste Tennis auszupacken." Eine Art Selbstreinigungsprozess steht an: Clean Up Days, Clean Up Weeks, Clean Up Months, Clean Up Years. (DER STANDARD Printausgabe 07.03.2005)