Wien - Die Hilfsbereitschaft ist groß, die Umsetzung aber oft schwierig: Österreichische karitative Organisationen sind seit mehreren Wochen in den vom Tsunami betroffenen Krisengebieten im Einsatz, wo ihnen teilweise bürokratische Hürden die Arbeit schwer machen. Unbedachte Hilfe kann zudem zu Problemen für die Empfänger führen, warnte die Vereinigung Care Österreich. Diese plädierte dafür, die örtlichen Umstände bei den Maßnahmen zu berücksichtigen.

Bei ihrer Arbeit stoßen die Organisationen nicht selten auf gesetzliche Schwierigkeiten, berichtete Wolfgang Kopetzky, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK), am Montag im APA-Gespräch: Bei der Bewilligung von Baugründen und Baugenehmigungen, gebe es nach der Flutwelle eine neue Weisung der Regierung Sri Lankas, wonach in 100 bis 200 Metern Entfernung von der Küstenlinie keine Häuser gebaut werden dürften. Für die Fischer, die durch die Flut ihre Behausung verloren haben, wird das allerdings zum Problem, schilderte er: Denn meist stünden unmittelbar nach dieser Schutzzone bereits die Häuser anderer Familien, wodurch die Fischer weiter in das Landesinnere ausweichen müssten, was die Hilfskräfte wiederum berücksichtigen müssten, sagte Kopetzky: "Es ist nicht verantwortungsvoll, wenn Häuser irgendwo hingestellt werden, wo niemand wohnen will."

Hausverbot

Auch Waltraud Etz vom Hilfswerk Austria und Franz-Karl Prüller von der Caritas berichteten Ähnliches. In Indien laute die offizielle Weisung, dass innerhalb von 500 Metern von der Küstenlinie entfernt kein Haus gebaut werden darf. Die Konsequenz: Dort müssten beinahe mehr Behausungen niedergerissen als aufgebaut werden. Gemeinsam mit Anwälten würde sich die Caritas deshalb an Ort und Stelle dafür einsetzen, dass die Menschen dort bauen dürfen, wo sie wollen und es sinnvoll und vertretbar ist, so Prüller.

Weiters kümmert sich die Caritas auch um eine Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lebensumstände der Bevölkerung: So hätten zum Beispiel früher zum Teil einige Wenige Fischerboote besessen, die sie dann weitervermietet hätten oder Taglöhner beschäftigt haben. Nun wolle man Kleinsysteme schaffen, wobei sich fünf Familien ein Boot teilen, das sie gemeinschaftlich nutzen, und den erwirtschafteten Gewinn teilen. Dieser Prozess würde von Mitarbeitern betreut und begleitet.

"Reibungsverluste

Die Hilfsorganisation Care plädierte dafür, die örtlichen Strukturen in die Aufbauarbeit einfließen zu lassen. Sonst könne es zu "Reibungsverlusten" kommen, sagte der Leiter der Programmabteilung, Daniel Seller, am Montag zur APA. Für Katastrophenfälle gebe es internationale Standards, die helfen sollen, diese Problematik zu verhindern.

Die Kritik der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), die beispielsweise den Bau von Häusern "als unangepasst und teuer" bezeichnet hat, beurteilte Seller grundsätzlich positiv: "Ich kann mich sehr damit identifizieren." Oft unterschätze man die langfristigen Auswirkungen falscher Maßnahmen. Er schränkte aber hinsichtlich der Tsunami-Hilfe ein: "Ich sage nicht, dass es passiert ist." (APA)