Salzburg - Die Konsumenten wollen Top-Produkte zum Schnäppchenpreis: Das ist für den Zukunftsforscher Andreas Reiter einer der großen Trends, mit denen sich die Tourismuswirtschaft verstärkt auseinander setzen muss. Der Boom von Billig-Fluglinien sei nur der Anfang einer Entwicklung. Schon entstünden auch in Österreich erste Hotels, die ohne Personal auskämen. Bei manchen Hotelketten richte sich der Zimmerpreis mittlerweile nach dem Zeitpunkt der Buchung: je früher, desto billiger, erklärte Reiter bei einer Tagung der Tourismuswirtschaft in Salzburg.

Viel Diskont versus kleinem Luxussegment

Einer immer breiter werdenden Diskontschiene stünde ein Anteil von acht bis zehn Prozent im Luxussegment gegenüber. In Zukunft gebe es zwei Gruppen: Menschen mit wenig Zeit und viel Geld sowie Personen mit viel Zeit und wenig Geld, meinte der Trendforscher. "Österreich kann kein Billigland sein", warnte Reiter. Über den Preis könne man sich in den internationalen Tourismusmärkten nicht positionieren. Das funktioniere nur über Innovation und Qualität.

Maximaler Kick in einem Minimum an Zeit

Als einen Weg nannte Reiter dabei touristische Angebote, die latente Sehnsüchte und Erwartungen der Menschen erfüllen. Die Konsumenten wollten den maximalen Kick in einem Minimum an Zeit sowie Inszenierungen der Superlative. Als Beispiel nannte er Dubai mit seinen touristischen Projekten wie künstlichen Inseln, Wüsten-Skilauf oder der "Bubble City", einer geplanten schwebenden Kongress-Stadt. Mit diesen Attraktionen werde Dubai in den nächsten fünf Jahren seine Besucherzahlen verdreifachen, berichtete Reiter.

Anti-Stress-Management und Energie-Tankstellen

"Die Zukunft gehört einer Freizeit-Inszenierung vor der Haustür." Damit sei der Boom an Indoor-Welten zu erklären. Der schnelle und unkomplizierte Zugang zu Angeboten gewinne an Bedeutung. Eine der zentralen Botschaften müsste dabei dem Verwöhnen zukommen. Anti-Stress-Management, Energie-Tankstellen oder Tages-SPAs würden von den Konsumenten nachgefragt. Eine mögliches Angebotsfeld sind für Reiter spezielle Gesundheits-, Schönheits- und Relax-Angebote für Männer. In einer Zeit, in der in Österreich rund 40.000 Schönheitsoperation pro Jahr durchgeführt werden, brauche es eine starke Spezialisierung auf hochwertige medizinische Dienstleistungen im Tourismusbereich. "Es reicht nicht mehr aus, einfach ein Pool in den Keller zu stellen", meinte Reiter zum Thema Wellness. Neue Zielgruppen für spezielle touristische Gesundheits-Angebote könnten Allergiker oder Männer sein. Unter dem Stichwort "Better Aging" müsse man die ältere Generation ansprechen. Stressabbau, Lebensstil-Management oder Gesundheit nannte Reiter als mögliche Themenbereiche.

Sinnsuche - Das gehen als Weg zum Ich

Die Tourismuswirtschaft könne auch vom Bedürfnis nach Sinn und Orientierung profitieren. Den Boom an Städtereisen erklärt Reiter mit der Suche nach Sinn. Die Kultur gebe darauf eine Antwort. "Je älter eine Gesellschaft wird, desto stärker tritt die Sinnfrage in den Vordergrund", meinte der Zukunftsforscher. Immer mehr Menschen würden das Gehen als Weg zum eigenen Ich betrachten. Dies sei eine Chance für Wanderangebote in den Alpen. (APA)