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Omar Karami kehrt nach zehn Tagen ins Amt des Mininsterpräsidenten zurück.

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Zehn Tage nach seinem Rücktritt ist Libanons Premierminister, Omar Karame, am Donnerstag erneut mit der Regierungsbildung beauftragt worden. Mindestens 71 der 128 Parlamentsabgeordneten sprachen sich nach Beratungen mit Präsident Emile Lahoud für den sunnitischen Muslim aus, der bereits 1992 nach nur zwei Jahren Amtszeit ein erstes Mal zurücktreten musste. "Wir werden unsere Arme weiter nach der Opposition ausstrecken", sagte Karame, der "eine Regierung der nationalen Einheit" als entscheidend für die Beilegung der seit dem Mord an seinem Vorgänger Rafik Hariri Mitte Februar anhaltenden politischen Krise bezeichnete.

Die machtvolle Demonstration der schiitischen Hisbollah am Dienstag sowie das Engagement des schiitischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri für den gerade erst zurückgetretenen Kandidaten dürften Lahoud dazu bewogen haben, die Opposition mit der Wiederernennung Karames zu düpieren. Das Syrien-treue Bündnis der so genannten "Loyalisten" um Lahoud und Berri sieht sich durch die Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah im Zentrum Beiruts in ihrer harten Haltung gegenüber der Opposition bestärkt.

Angehörige der nach dem Ort des Sitzes des christlich-maronitischen Patriarchen - Qornet Shewan - benannten parlamentarischen Opposition, die mit ihren Protesten den Rücktritt vergangene Woche erzwungen hatten, weigern sich bislang, der Aufforderung nach Zusammenarbeit zu folgen. "Wir werden uns an keiner Regierung beteiligen, solange unsere Forderungen nicht erfüllt sind", erklärte Ghenwa Jalloul. Dazu zählen der vollständige Rückzug der auf 14.000 Mann geschätzten syrischen Truppen und des syrischen Geheimdienstes von libanesischem Territorium, die Entlassung der libanesischen Geheimdienstchefs und eine Aufklärung des Attentats auf Hariri.

Syriens Präsident Bashar al-Assad, der am Wochenende den Rückzug syrischer Truppen in den Ostlibanon angekündigt hatte, scheint damit aufs Erste gestärkt aus der Krise hervorgegangen zu sein. Bis zu den im Mai vorgesehenen Parlamentswahlen im Libanon dürfte er versuchen, die Position seiner libanesischen Gefolgsleute weiter zu stärken. Auch die USA haben laut einem Bericht der New York Times eingesehen, dass man die Macht der Hisbollah im Libanon nicht ignorieren kann und versuchen muss, sie - nach französischem Rezept - in den politischen Mainstream zu integrieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2005)