Wien - Ein Millionenbetrug mit Computerteilen ist jetzt in Wien aufgeflogen. Das Geschäft wurde über eine Scheinfirma in Großbritannien abgewickelt, die Spur führt aber in die nigerianische Hauptstadt Lagos. Der Schaden beträgt vorläufig 1,7 Millionen Schilling. Die Ermittler des Wiener Sicherheitsbüros befürchten jedoch, dass weitere Computerfirmen in Österreich den Betrügern auf den Leim gingen. Erstes Ziel war laut Dr. Helmut Filz vom Sicherheitsbüro eine kleine Firma in Wien, die von dem britischen Unternehmen "Memory Card Tech" im Februar die Bitte erhielt, ein Anbot für Computerteile zu erstellen. Das Volumen war der Firma jedoch zu groß und sie leitete die Bitte der britischen Gesellschaft an eine andere Firma in Floridsdorf weiter. Diese schickte ein Anbot nach Großbritannien, das von der "Memory Card Tech" akzeptiert wurde. Gleichzeitig schickten die Briten Bestätigungen der National Westminster Bank, wonach auch die finanzielle Seite kein Problem darstellte. Gefälschte Bankgarantien In dem Glauben, es handle sich um ein sauberes Geschäft, schickte das Floridsdorfer Unternehmen Computerteile im Wert von 1,7 Millionen Schilling auf den Londoner Flughafen Heathrow. Dort wurden sie von einer unbekannten Person übernommen. Die Garantien der Westminster Bank entpuppten sich als gefälscht. Ermutigt durch diesen Erfolg meldeten sich die Betrüger erneut bei dem kleinen Unternehmen in Wien, dem das erste Geschäft zu groß gewesen war. Diesmal gingen sie noch dreister vor: Ein Sunny Henderson wollte als Vertreter der "Memory Card Tech" nach Wien kommen, um einen weiteren Deal einzufädeln. Doch die Floridsdorfer Firma hatte den Betrug mittlerweile angezeigt, die Ermittler hatten ihre Hausaufgaben gemacht. Die Westminster Bank bestätigte demnach, dass die Bestätigungen für die "Memory Card Tech" nicht von ihr kamen. Unter der Adresse, an der das angebliche britische Unternehmen firmierte, befand sich nur ein Frisiersalon. Die Ermittler warteten auf Sunny Henderson und nahmen ihn fest, als er Kontakt aufnahm. Möglicherweise bei weiteren Händlern in Österreich gemeldet Sein richtiger Name lautete Sunday A., laut seinen Flugtickets war er von Lagos über Amsterdam in Österreich eingereist. Seinen Angaben zufolge bekam er den Auftrag zu dem Flug von einem Freund in Lagos. Dieser habe ihn auch angewiesen, einen Falschnamen zu benutzen. Dennoch habe er nicht geglaubt, dass es sich bei dem Geschäft um illegale Transaktionen handelt. Die Polizei schenkt dieser Version nicht allzu viel Glauben. Laut Filz könnte sich die "Memory Card Tech" bei weiteren Firmen in Österreich gemeldet haben. Man hält sowohl tatsächliche Geschäftsabschlüsse - mit ähnlichem Ergebnis wie bei dem Floridsdorfer Unternehmen - als auch bloße Anfragen für möglich. Allfällige Geschädigte oder Kontaktierte werden gebeten, sich im Wiener Sicherheitsbüro unter der Telefonnummer (01) 31346/36330 DW, Gruppe Findeis, zu melden. (APA)